„letting go – letting come“ – ein U als theorie?

Als ich zum ersten Mal von der Theorie U gehört habe, gestalteten wir gerade einen Veränderungsprozess in einem kleinen Unternehmen und ich dachte mir: Die Sache mit dem U passt hier gut hinein. Ohne in der Tiefe zu wissen, was die Theorie U ausmacht, habe ich mir das Buch bestellt – ein Gefühl von, „das könnte was für dich sein“.

Ein halbes Jahr habe ich die 450 Seiten quer gelesen, die Webseite von Otto Scharmer besucht, von dort aus zum Presencing Institut und gesurft, mich im U verloren…

Als ich dann im Herbst letzten Jahres die Ankündigung des 1. Systemischen Labors mit Otto Scharmer und seiner Theorie U mitbekommen habe, war klar: Da gehst du hin!  Am 08. und 09. März war es dann soweit – ich bin durch das U gegangen. Scharmer hat 10-15 Jahre an der Theorie geschrieben, sie entwickelt.

Manche sagen es ist gar keine Theorie, andere sind begeistert. Ich bin interessiert daran (am Presencing, am U-Prozess) und möchte hier nur ein paar Notizen zu meinen Erfahrungen schreiben. Mehr nicht!

Bei meiner Betrachtung möchte ich versuchen das Prinzip des U´s zu beschreiben. Vieles kennen wir aus anderen Zusammenhängen und dennoch scheint mir Scharmers Herangehensweise das Potenzial zu etwas Neuem zu haben.

Genau darum geht es mir auch: Neues Denken, Neues Handeln, Neues in die Welt bringen.

Open Mind: Auf der linken Seite des U´s starten wir mit dem „downloading“ von Informationen. D.h. wir nehmen die Informationen aus unserer Perspektive auf und wahr. Diesen Prozess kennen wir: Die alltäglichen Debatten in unserer Gesellschaft aufgrund „downgeloadeter“ Informationen. Wenn wir es schaffen in der Kommunikation „mit neuen Augen“ zu sehen (hören) dann kommen wir zum Dialog.

Open Heart: Beim Dialog geht es nicht mehr um das Debattieren, sondern es geht um empathisches Verstehen und darum aus diesem Austausch etwas Neues entstehen zu lassen. „Wir treten aus uns heraus“, die Perspektive ändert sich. Wir stehen sozusagen am Rande unseres Selbst und können von dort aus die Welt der Anderen verstehen – wir lassen diese in uns hinein (…).

Open Will: Sind wir unten am U angelangt, dann gehen wir noch einen Schritt weiter – aus uns hinaus. Wir begeben uns in ein Feld des „Nichtwissens“.

Scharmer beschreibt Presencing als eine Bewegung, in der wir unserem Selbst aus einer bestehenden Zukunft heraus begegenen. Hier stellen sich dann Fragen wie: Wer bin ich? Was ist meine Arbeit? Was ist mein Anliegen?

Soweit, so gut. Kennen wir schon. Hatten wir schon in unserer Ausbildung, beispielsweise bei meiner zum Systemischen Coach. Ich schreibe trotzdem weiter, weil ich die fast 500 Seiten Erklärung hinter diesem Prozess ja einfach weglasse =) Neugierig?

Warum ist es so schwierig, diesen Prozess bis hierhin zu gehen?

Wir kennen das doch: Downloading und Debatte – kein Problem! Dialog und Empathie – da wird es schon schwieriger!

Aber jetzt auch noch die „letting go – Sache“, sich mit dem Feld des Nichtwissens verbinden und von dort heraus. (…) etwas Neues entstehen lassen?! Das ist mir zu schwammig, zu esoterisch, zu U(n)-Theoretisch (…).

Ich mache weiter:

Nach dem Download kommen häufig die Stimmen des Urteilens (z.B. über diese Theorie =), sehr oft, sehr schnell!

Wenn wir, vom „seeing zum sensing“ übergehen, also aus unserem Zentrum an den Rand treten, den anderen sehen, fühlen und verstehen können. Dann werden wir nicht selten zynisch.

Sollten wir das Urteilen und den Zynismus hinter uns gelassen haben und wirklich kurz davor sein Loszulassen, dann kommen die Stimmen der Angst.

Veränderung und Neues machen uns Angst – auch das ist keine neue Erkenntnis!

„letting go“

Loslassen vom Alten bedeutet noch nichts Neues. Scharmer beschreibt dieses „letting go“, den presencing Prozess, als das Verbinden mit unserer inneren Quelle (der Quelle des Werdenden), unseren beiden Ich´s:

Dem gewordenen Ich und dem noch werdenden Ich – also dem Ich der Zukunft. Wir kennen es (noch) nicht.

Quelle, prescencing – keine Ahnung

Die Reflexion meiner Erfahrungen im Systemischen Labor, dem Lesen und Auseinandersetzen mit der Theorie U, den vielen Gesprächen mit Menschen, die die Theorie kennen, die sie nicht kennen (…) – zeigt mir ganz klar:

Die Quelle und das Presencing können zwar im Versuch beschrieben werden, aber so wirklich klar – wie man sich eine Quelle vorstellt – ist es nicht. Das Einzige, was mir vollkommen klar ist, ist dass es sich hier um etwas handelt, was getan werden muss.

Das ist keine Theorie, die wir mal schön betrachten und „auseinandernehmen“, sondern sie lädt ein, den U-Prozess zu durchlaufen, als Individuum, als Gruppe, in der Organisation. Ich bleibe aber mal bei mir (Individuum), weil der U-Prozess in/mit den anderen Ebenen (Organisation, Global),  auch andere Wirkmechanismen auslöst.

Im Feld des Presencing können wir uns verbinden: Mit der Kreativität, mit unseren beiden Ich = authentisch, mit dem großen Ganzen, der Zukunft,  dem Neuen, was wir in die Zukunft bringen wollen (…) – aber wie?

„letting come“

Für mich wichtig, bei diesem „letting come“ Prozess ist es, dass ich die Zukunft nicht als eine Verlängerung der Vergangenheit betrachte (aus dem Wissen und Downloading Daten heraus, die mir bekannt sind – also aus dem gewordenen Ich heraus), sondern wirklich Loslasse vom Alten und das Neue  entstehen lasse. Scharmer spricht oft von der leeren Leinwand  – für mich ein gutes Bild dafür.

Auf der anderen Seite

Wie es (für mich) auf der rechten Seite des U´s  weitergeht, werde ich im nächsten Blogbeitrag zur Theorie U beleuchten. Ein Buch im „Selbsterfahrungs-Modus“ lesen, 2 Tage Systemisches Labor, Teile des U´s in meiner Arbeit – darum geht es mir bei diesem (ersten) Beitrag. Kommentare und Debatte erwünscht. Von da aus kann es weitergehen!

Rückmeldung Carl Auer Akademie:

„Wie der Name schon andeutet, ein Systemisches Labor ist ein Ort für Experimente, unter Umständen knallt und zischt es auch. Das ist gewollt, oder wie Claus Otto Scharmer es ausdrückte: „Harmonie bringt uns nicht weiter.“ Fritz B. Simon sagt gerne „We do it Auer way“.

Ich sage: I do it my way! Stay tuned. To be continued…

unternehmenskultur – culture change [part2/x]

Vorbemerkung:
Unser erster Beitrag zum Thema endete mit „Wir melden uns wieder!“ Hier sind wir wieder. Heute aus einer anderen Perspektive: Ein Change-Prozess braucht Zeit und Ressourcen, um die Entwicklung(en) zu begleiten, zu unterstützen, am Leben zu halten, ins Leben zu bringen. Wie bei einer kleinen Pflanze (…).

In 2011 werden wir in und mit der mindlounge verschiedene Wege gehen: Ein Weg wird sein, für (aus unserer Sicht) sinnvolle  Projekte „Gönner“ zu gewinnen, die investieren wollen. Investitionen, wo der Profit nicht in Zinsen ausgezahlt wird, sondern sich durch zufriedene Gesichter auszahlt. Den viel zitierten ROI (return on investment) verstehen wir sehr viel weiter gefasst – Mehrwert schaffen. Menschen für Menschen – mindlounge für Menschen!

Am Freitag werden wir in Berlin beim fundraising2.0 – camp eine Session dazu gestalten: „base_raising – wo fundraising und bedingungsloses Grundeinkommen sich treffen…“

Aber jetzt weiter mit unserem konkreten Projekt. Wir haben in 2010 einiges bewegen können und damit wir in 2011 weiter machen können (vor allem finanziell frei, unabhängig), haben wir das Projekt für einen potentiellen Unterstützer zusammengefasst. Wir hoffen damit auch euch wieder ein paar konkretere Infos geben zu können (siehe auch Anmerkung am Ende des Textes).

culture change [part2/x]: Dialogische (Unternehmens)Kultur in einem kleinen Familienberatungszentrum

Wie es dazu gekommen ist:

Im März 2010 ist eine Leitung, der drei Fachbereiche (Frühförderung, Erziehungsberatung, aufsuchende Jugendhilfe) des Beratungszentrums „weggebrochen“. Da es der Bereich Jugendhilfe war und damit, der für den Verein wirtschaftlich wichtigste Bereich, stand der ca. 40 Mitarbeiter starke gemeinnützige Verein vor großen Problemen, oder besser: Vor einer großen Herausforderung.

Die Herausforderung:
Den Bereich bestmöglich auffangen und gleichzeitig weiter ausbauen – wie soll das gehen, wer kann hier helfen? In einer Krisensitzung mit den anderen Leitungen und dem Geschäftsführer wurden bestimmte Mitarbeiter dazu eingeladen, in denen das Potenzial gesehen werden konnte, diese Herausforderung anzunehmen.

Wir haben zugesagt!

Die Vision, die Idee, die Umsetzung:
Wir haben von Anfang an, der Geschäftsführung und den anderen Leitungen gegenüber, dafür gestanden, dass wir diese Aufgabe nur übernehmen, wenn wir als gleichberechtigte Führungspersonen arbeiten können und neue Wege in der Team-/Unternehmenskultur möglich sind.

Die Grundidee von uns, die aus vielen „gesellschaftsphilosophischen“ Gesprächen entstanden ist, war die dialogische Kultur in das Team „hineinzutragen“ (was für mich persönlich sehr viel mit der „2.0-Philosophie“ zu tun hat).

Dialogische Kultur
Zu Beginn dachten viele der Mitarbeiter: „Das ist doch nichts Neues, wir machen das doch schon immer.“ Wirklich? Was macht die dialogische Kultur aus?
  1. Begegnungskultur: Wie gestalten wir „Schicksalsgemeinschaft“? Eine Kultur der Begegnung ist eine Kultur zur Anregung der Selbstverwirklichung. (Das „Ich im Wir“)
  2. Kultur der Sachlichkeit: Was kann ich dazu beitragen, dass der Andere sich „selbst überzeugt“ von den Sachverhalten? (keine Bevormundung!)
  3. Ideen Kultur: Lassen wir uns von meinungsbehafteten „Tatsachen“ überzeugen, oder entwickeln wir unsere eigenen Ideen? Wie finden wir in der Komplextät des Lebens noch (unsere) Orientierung?
  4. Tatkultur: Was trägt jeder Einzelne dazu bei, das Ganze zu tragen, voranzutreiben usw.?

Fazit: Also ist die dialogische Kultur zu Leben doch mehr, als „nur“ gemeinsam zu sprechen…

In der (Leitungs)Arbeit:

Kurz zusammengefasst: Unsere Offenheit, unsere Transparenz, unser Vertrauen in die Mitarbeiter und alles, was mit dem Aufbau des Bereiches zusammen hing, hat die anfängliche Skepsis bei Einigen überwinden können und hat sich in gegenseitiges Vertrauen gewandelt. Die Basis von allem! Der Bereich hat sich schnell positiv weiterentwickelt, das Team (welches vorher keines war) wurde zum Team im Sinne der dialogischen Kultur. Langsam, aber stetig.

Was hat das insgesamt ausgelöst?

Die positive Entwicklung im Fachbereich hat uns den Mut gegeben, die dialogische Kultur für das ganze Familienzentrum anzudenken. Die positiven Auswirkungen im Fachbereich als Rückenwind, konnten Fachbereichsleitungen, die Geschäftsführung und der Vorstand nach längerem Austausch „sich selbst davon überzeugen“, dass eine dialogische Kultur als Unternehmenskultur zukünftig ist und außer Vorteilen nichts zu bieten hat. Vorausgesetzt man hat den Mut zu Offenheit, zu Transparenz und kann loslassen – Loslassen von hierarchischen Machtansprüchen!

Wie geht es weiter?
Seit November 2010 haben wir eine Lösung geschaffen, wie das Familienberatungszentrum – alle Mitarbeiter – trotz verschiedener Standorte, unterschiedlicher Fachbereiche immer und aktuell im Dialog sein können (Dies hatte sich als problematisch erwiesen, aufgrund der verschiedenen Standorte und den unterschiedlichen Arbeitsbedingungen):
Das Intranet 2.0, „xxxx im dialog“. (Noch haben wir kein OK für die Namensnennung)
Hier haben alle Fachbereiche, alle Mitarbeiter, der Vorstand, die Verwaltung und die Geschäftsführung den Raum alles Aktuelle online zu stellen und durch die Möglichkeit des Kommentierens, können alle Mitarbeiter immer und von überall aus (Internetanschluss vorausgesetzt) in den Dialog gehen.
Hier können Beschlüsse des Vorstands eingesehen und kommentiert werden, hier kann die Geschäftsleitung neue Ideen präsentieren und sich die Ressourcen aller Mitarbeiter zu Nutze machen, um die „richtigen“ Entscheidungen auf den Weg zu bringen.

Kurz: „xxxx im dialog“ ermöglicht (zusätzlich) den dialogischen Prozess fortzuführen, zu vertiefen, transparent darzustellen und mit aller Offenheit die Zukunft zu gestalten!

Was kommt jetzt?
Weiter an der Umsetzung der dialogischen Kultur arbeiten: Das Ganze ist als ein Prozess zu verstehen, in den sich jeder Einzelne begibt. Jeder hat hier an verschiedenen Stellen seine ganz individuellen Schwierigkeiten sich auf den (inneren) Prozess einzulassen – Veränderungen zuzulassen.

Vertrauen ist die Basis für alles, was danach entstehen kann…

Dieser Prozess braucht eine Begleitung, die auch sehr gewünscht ist.
Begleitung in Sachen „xxxx im dialog“, also dem Moderieren und dem Heranführen der Mitarbeiter zur aktiven Nutzung des Intranets. Aber auch die persönliche Begleitung verschiedener Personen im Beratungszentrum durch Coaching, durch verschiedene Veranstaltungen, wie einem OpenSpace (der erste hat sehr erfolgreich im Dezember 2010 stattgefunden, Folgeveranstaltung sind von den Mitarbeitern gewünscht), um den Prozess weiterhin in Gang zu halten, damit dieser ab einem bestimmten Punkt sich von alleine (durch den Dialog im Bewusstsein Aller…) fortsetzt.

Vielleicht sogar in ganz neuen Modellen des Zusammarbeitens – Wer weiß?

Anmerkung:
Für uns wird immer deutlicher, dass wir bei einem neuen Projekt SOFORT anfangen werden die Prozesse reflektierend zu bloggen. So im Nachhinein können wir nicht mehr authentisch über das schreiben, was bei den aktuellen Entwicklungen seit März 2010 in uns vorging, im Unternehmen vorgegangen ist.

Wir hoffen aber mit den aktuellen Geschehnissen und unseren Gedanken dazu ein wenig Einblick geben zu können. Was auf jeden Fall passiert ist, dass wir daraus sehr vieles mit in die Zukunft nehmen!

culture change [part3/x] wird folgen…

unternehmenskultur – culture change [part1/x]

Persönliche Anmerkung: Seit März diesen Jahres möchte ich diesen Prozess („cultural changes“) in meinem Blog reflektieren. Aus verschiedenen Gründen hat dies nicht stattgefunden. Um so mehr freue ich mich jetzt, dass wir in den Dialog gehen. Endlich!

Einstieg:

Im März 2010 – ein kleines (aber feines) Beratungszentrum, mit drei Fachbereichen. Davon sind zwei Fachbereiche das, was man etabliert nennen könnte. Der dritte Fachbereich befindet sich im Aufbau. Diesem aber kommt eine besondere Rolle zu – es ist nämlich der (Fach)Bereich, der das Geld verdienen „soll“ – expandieren kann.

Von „jetzt“ auf „gleich“ bricht die Leitung weg. Die Leitung wird kommissarisch von einer Mitarbeiterin (MB) in Kooperation mit einem Coach (AR) übernommen.

Eine „Großbaustelle“ einerseits – unglaubliche Möglichkeiten andererseits, weil es weder feste Strukturen, noch feste Vorstellungen und vor allem keine Tradition gibt. Einfach alles ist NEU.

—> Alexander Rausch (AR) fragt Manuela Buschbeck (MB) via Etherpad:

Dialogische Kultur – Kannst du das noch hören?

AR: Ich freue mich, dass wir nun endlich anfangen! Ich habe noch keine Ahnung wie wir starten wollen. Vielleicht einfach mit dem, was aktuell passiert ist (die Mail von mir an den GF, wegen des Blogdialogs hier), um dann zu dem zu kommen, was wir erzählen möchten?

MB: Ja, ich freue mich auch, dass es losgehen kann. Da wird es viel zu ordnen, verstehen aber auch zu benennen geben. Ob ich „Dialogische Kultur“ noch hören kann? Ja, kann ich, wenn ich den Prozess als individuellen Prozess begreifen kann. Die Rückmeldung auf Deine Anfrage (GF) hat mich positiv überrascht. Auch wenn jetzt noch nicht geklärt ist, ob wir offen über das Zentrum (mit Einbeziehung und Verlinkung) schreiben dürfen, so ist die Reaktion doch als sehr interessiert und neugierig zu bewerten. Das ist doch schon was!
Ich habe mich gerade gefragt, warum mich diese GF-Mail so beschäftigt – es ist die Haltung, die darin erlebbar wird.: Offen, neugierig, interessiert…

Eine Haltung, auf die wir zu Beginn des Prozesses nicht gestoßen sind (da waren eher Skepsis, Angst, Vorbehalte). Braucht es diese Haltung schon vor dem eigentlichen Prozess, um in eine zeitnahe Umsetzung der Ideen zu kommen?

AR: Die Haltung ist meiner Meinung und Erfahrung nach das Wichtigste im Prozess. Wir haben das in so scheinbar einfachen Aussagen erleben können wie, „das haben wir schon, wir sind doch im Dialog“.
Wer eine dialogische (Unternehmens)Kultur auf „Unterhalten“ reduziert, der kann selbige schnell einführen (wobei eine Kultur einführen schlicht unmöglich ist: Stichworte wachsen, entstehen…), was „sie“ ja getan haben – Das Ende vom dialogischen Lied:

Eine Musik die in den Ohren wehtut – zumindest bei denjenigen, denen hier eine Komposition aus Offenheit, Transparenz, Wertschätzung des Einzelnen, Eigenverantwortung (…) in der dialogischen Musik essentiell erscheint.
Also Haltung: Loslassen, neue Wege gehen wollen, Vertrauen in die Mitarbeiter und deren Ideen, haben Ressourcen, Verantwortung… Zukunft selbst-, eigenverantwortlich gestalten wollen und anderen auch etwas zutrauen…

Es ist schon interessant: Egal in welchen Themen und Netzwerken ich mich in den letzten Jahren bewege, das Thema Loslassen, Vertrauen, Wertschätzung, Offenheit, Ressourcen, neues Paradigma (…), begegnet mir überall! Nun denn, ich schweife ab =)

MB: Nein, abschweifen ist das wohl kaum! Ich erlebe es als absolut zeitgemäß, diese Begriffe mit Inhalten zu füllen, die den Gegenwartsmenschen berühren – ihn in Bewegung bringen – suchen lassen. (…). Aber das bedeutet immer auch, dass ich den sicheren Boden verlassen muss und zwar im vollen Bewusstsein dessen, dass ich nicht voraussagen kann, was folgen wird.

In dem Prozess hatte ich häufig den Eindruck, dass sich Einige einen kleinen Schritt weit weg bewegt haben, aber mit einer Hand das „Alte“ nicht loslassen konnten. Der kleine Schritt aber dann als Legitimation herhalten musste, „Wir tun das doch schon längst“.

Freier Fall (wenn es überhaupt einer ist) macht Angst. In der Auseinandersetzung konnten wir die Angst häufig nehmen, aber das war zu sehr personenabhängig. Den Schritt muss jeder selbst vollbringen.

Der „Unternehmensprozess“ ist zeitgleich ein „innerer Prozess“ jedes Einzelnen.

AR: Das ist doch in meinen Augen die große Illusion: Der Glaube, dass man in diesem komplexen System voraussehen könnte… die Sicherheit einer Planung hätte – Aber trotzdem klammern „wir“ uns an der vermeintlichen Sicherheit der alten Muster fest.

Es funktioniert für viele Menschen, auch wenn sie dann ent-täuscht werden (siehe Finanzkrise, „Kampf dem Terror“, Bildungssystem, Politik, Top-Down Kultur …) – aber nach der Ent-täuschung wird wieder Sand gestreut und alle tun so, als wäre die Welt wieder in Ordnung: Es wird im Golf von Mexiko wieder nach Öl gebohrt (mit neuen Sicherheitsstandards, versteht sich), Banken dürfen wieder aus den vollen schöpfen (sie haben ja gelernt – ich möchte auch eine BadBank!), die Wirtschaft floriert wieder, es gibt bald keine Arbeitslosen mehr (glaub keiner Statistik, die du nicht selbst…) usw. usf.

Woran mag das liegen? Der Mensch bekommt alle Freiheiten dieser Welt und wünscht sich nichts mehr als gesagt zu bekommen was zu tun ist. Interessant.
Zurück zum Thema: Die Einführung einer dialogischen Kultur bedeutet ja nichts mehr (aber auch nicht weniger), als dass für diesen Prozess, den du als „inneren Prozess“ bezeichnest, der Raum geöffnet wird. Ob eine dialogische Kultur entsteht, das hängt zwar von den Rahmenbedingungen ab, die das Unternehmen bietet, ob die Mitarbeiter diesen jedoch nutzen, um innere Prozesse zu vollziehen, das hat viel mit Mut zu tun.
Und hier schließt sich der Kreis: Viele halten lieber am Alten, Bekannten fest – auch wenn es noch so schlimm ist – anstatt den Mut aufzubringen in eine ungewisse Zukunft zu gehen. Das erleben wir tagtäglich in unserer Arbeit, oder etwa nicht? Reformen sind das Maximale, was vorstellbar ist. Und wie die funktionieren, das kann man in den täglichen Nachrichten verfolgen (Bildungsreform, Gesundheitsreform… die üblich Verdächtigen!).

MB: Gut, Angst zu haben, altbewährtes aufzugeben, oder den Mut aufzubringen, sich in eine (scheinbar) ungewisse Zukunft zu begeben; findet doch auf einer Ebene statt, die bewusste Entschlüsse ausschließt. Ich kann mich bewusst zu etwas entschließen und dann u.U. ängstlich oder mutig darauf zugehen – entscheidend ist doch, dass ich mich bewegen WILL.

Aber damit ich mich bewegen wollen kann, muss ich doch eine Idee davon haben wohin – ein Anliegen, eine Vision – vielleicht auch Neugier, Interesse… Die Welt in „unserem kleinen Zentrum „war doch in Ordnung, das Anliegen kam von Außen und zwar mit aller Wucht—-die Menschen wurden bewegt und kamen wieder zum Stillstand… wurden wieder bewegt und kamen wieder (nanu) zum Stillstand…

Konnten sie denn überhaupt die Idee zu ihrem Anliegen machen, um sich selbst in Bewegung zu setzen?? Solange das nicht passiert ist, gab es Lippenbekenntnisse, Bremsmanöver etc.

Dialogische Kultur.
AR: Jetzt wollten wir den Prozess des letzten halben Jahres hier aufarbeiten und ich merke, wir schweifen ab in einen allgemeinen Dialog… auch schön, aber so kommen wir wieder weit weg von unserer Idee den Changeprozess hin zu einer dialogischen Kultur im Beratungszentrum zu beschreiben. Oder etwa nicht? Vielleicht zeigt dieses „Vorspiel“ ganz gut, wie schnell man von der dialogischen Kultur in Unternehmen zum Dialog im allgemeinen abschweift – sicherlich ein Phänomen, welches wir an anderer Stelle wieder aufgreifen können.

Meine Idee: Jetzt haben wir uns angenähert, „warm gemacht“ und sollten im nächsten Teil dazu kommen, den Changeprozess zu beleuchten. Was meinst du?
Weißt du noch womit alles angefangen hat? Damit können wir dann den Teil 2 starten!

MB: Für mich ein Beispiel dafür, wie umfassend das Thema „dialogische Kultur“ ist. Dadurch, dass wir eben nicht bloß in der Theorie damit umgegangen sind, werden unmittelbar die Widerstände, die Hürden sichtbar. Vor allem aber geht es eben nicht ohne die Menschen, die daran beteiligt sind.

Bei Neueinstieg in das Thema, um deren unmittelbaren Reaktionen. Eine Veränderung der Unternehmenskultur lässt sich nicht überstülpen, ausrufen. Als Begleiter dieses Prozesses brauche ich die Bereitschaft die Schritte wahrhaftig begleiten zu wollen, ohne die Vision aus den Augen zu verlieren.

Das ist die Kunst!!! Ein Verständnis für mein eigenes Tun, die Vision lebendig sein lassen, zur richtigen Zeit begleiten, aber auch Bewegung fordern.
In dem kurzen Austausch mit Dir ist mir noch einmal sehr deutlich geworden, dass die „dialogische Kultur“ kein Modell ist, nicht einfach anwendbar, sondern vielmehr ein Wechselspiel zwischen Unternehmensentwicklung und (ja, in der Tat) Persönlichkeitsentwicklung.

Um einer Persönlichkeitsentwicklung Raum zu geben, kann ich ein Milieu anbieten, z.B. im Team, das die Eigenverantwortung stärkt. Darf ein Mitarbeiter Eigenverantwortlich handeln stärkt das widerrum seine Identifikation zum Unternehmen.
An dieser Stelle ruft eine innere Stimme „EINSPRUCH“! Denn: nicht alle Mitarbeiter wollen Eigenverantwortlichkeit. Was ist zu tun? Wie mit den Mitarbeitern umzugehen, die „nur“ ihren Job machen wollen?

AR: Einspruch stattgegeben. Wir werden dieses Phänomen vielleicht schon im nächsten Teil beschreiben. Erfahrungen dazu haben wir ja einige sammeln können.

Resume:

Deutlich ist, dass sich der gesamte Prozess auf unterschiedlichen Ebenen abgespielt hat und abspielt. Diesmal ging es in erster Linie um die Frage der Haltung der beteiligten Menschen, um das Wechselspiel Unternehmensentwicklung – Persönlichkeitsentwicklung – im weitesten Sinne um die Freiheit im Denken und Handeln des Einzelnen.

Im nächsten Beitrag werden wir von unseren Erfahrungen der Umsetzung einer neuen Kultur im Fachbereich berichten und wie sich dieser Umbruch so nach und nach auf alle Fachbereiche ausgeweitet hat.

Wir melden uns wieder! –> culture change [part2/x]

mindlounge und die theorie U

Seit längerem beschäftige ich mit der Theorie U. Hier ein paar Infos zu Otto Scharmer und der Theorie U.

Was immer der U-Turn bewirkt. Gute Ideen. Zukunft gestalten. On my way! Weiter auf dem Weg mit der Idee der beta.mindlounge (…) – to be continiued.