bin ich schon so alt? #101

Gestern wurde ich von Andreas Auwärter (Bildung im Dialog) zum Thema „Lebenswerke“ interviewt. Bei der Anfrage war ich zunächst etwas verwundert: Bin ich schon so alt, dass ich über Lebenswerke etwas sagen kann?

Was ist überhaupt ein Lebenswerk? Die ganz große Sache, auf die man am Ende eines Lebens zurückblickt, oder sind es die ganz vielen kleinen (Lebens)Werke, die zusammen ein großes Ganzes ergeben?

Für mich persönlich auf jeden Fall letzteres. Ich erkenne mehr und mehr einen roten Faden, der die kleinen Werke verbindet und am Ende ein bewegliches Großes entstehen lässt…

Wir hatten ein sehr interessantes Thema  über 50 Minuten und ich habe mir den Podcast später noch einmal angehört…

Mein Fazit zu Alexander Rausch aka mindlounge:

Es gab Fragen, die haben mich und meine Arbeit (den roten Faden) mehr berührt und ich konnte aus voller innerer Überzeugung darauf eingehen. Dann gab es andere Bereiche, die ich aus meiner Erfahrung zwar reflektieren konnte – wo ich aber deutlich spüren konnte, dass dieses Thema für mich „durch“ ist.

Insgesamt war es für mich eine Übung in Sachen die mindlounge zu „medialisieren“ und so freue ich mich auf den Februar, denn der wird dann noch das Bild zum Ton bringen.

Ich werde ein Interview zu „mindlounge´s eleven“ und meinen #11ideen machen… es gibt noch einiges zu tun – ich tu´s!

Wer Lust hat kann sich den Podcast 101_Bid_Live_Lebenswerke auf Bildung im Dialog anhören.

unternehmenskultur – culture change [part2/x]

Vorbemerkung:
Unser erster Beitrag zum Thema endete mit „Wir melden uns wieder!“ Hier sind wir wieder. Heute aus einer anderen Perspektive: Ein Change-Prozess braucht Zeit und Ressourcen, um die Entwicklung(en) zu begleiten, zu unterstützen, am Leben zu halten, ins Leben zu bringen. Wie bei einer kleinen Pflanze (…).

In 2011 werden wir in und mit der mindlounge verschiedene Wege gehen: Ein Weg wird sein, für (aus unserer Sicht) sinnvolle  Projekte „Gönner“ zu gewinnen, die investieren wollen. Investitionen, wo der Profit nicht in Zinsen ausgezahlt wird, sondern sich durch zufriedene Gesichter auszahlt. Den viel zitierten ROI (return on investment) verstehen wir sehr viel weiter gefasst – Mehrwert schaffen. Menschen für Menschen – mindlounge für Menschen!

Am Freitag werden wir in Berlin beim fundraising2.0 – camp eine Session dazu gestalten: „base_raising – wo fundraising und bedingungsloses Grundeinkommen sich treffen…“

Aber jetzt weiter mit unserem konkreten Projekt. Wir haben in 2010 einiges bewegen können und damit wir in 2011 weiter machen können (vor allem finanziell frei, unabhängig), haben wir das Projekt für einen potentiellen Unterstützer zusammengefasst. Wir hoffen damit auch euch wieder ein paar konkretere Infos geben zu können (siehe auch Anmerkung am Ende des Textes).

culture change [part2/x]: Dialogische (Unternehmens)Kultur in einem kleinen Familienberatungszentrum

Wie es dazu gekommen ist:

Im März 2010 ist eine Leitung, der drei Fachbereiche (Frühförderung, Erziehungsberatung, aufsuchende Jugendhilfe) des Beratungszentrums „weggebrochen“. Da es der Bereich Jugendhilfe war und damit, der für den Verein wirtschaftlich wichtigste Bereich, stand der ca. 40 Mitarbeiter starke gemeinnützige Verein vor großen Problemen, oder besser: Vor einer großen Herausforderung.

Die Herausforderung:
Den Bereich bestmöglich auffangen und gleichzeitig weiter ausbauen – wie soll das gehen, wer kann hier helfen? In einer Krisensitzung mit den anderen Leitungen und dem Geschäftsführer wurden bestimmte Mitarbeiter dazu eingeladen, in denen das Potenzial gesehen werden konnte, diese Herausforderung anzunehmen.

Wir haben zugesagt!

Die Vision, die Idee, die Umsetzung:
Wir haben von Anfang an, der Geschäftsführung und den anderen Leitungen gegenüber, dafür gestanden, dass wir diese Aufgabe nur übernehmen, wenn wir als gleichberechtigte Führungspersonen arbeiten können und neue Wege in der Team-/Unternehmenskultur möglich sind.

Die Grundidee von uns, die aus vielen „gesellschaftsphilosophischen“ Gesprächen entstanden ist, war die dialogische Kultur in das Team „hineinzutragen“ (was für mich persönlich sehr viel mit der „2.0-Philosophie“ zu tun hat).

Dialogische Kultur
Zu Beginn dachten viele der Mitarbeiter: „Das ist doch nichts Neues, wir machen das doch schon immer.“ Wirklich? Was macht die dialogische Kultur aus?
  1. Begegnungskultur: Wie gestalten wir „Schicksalsgemeinschaft“? Eine Kultur der Begegnung ist eine Kultur zur Anregung der Selbstverwirklichung. (Das „Ich im Wir“)
  2. Kultur der Sachlichkeit: Was kann ich dazu beitragen, dass der Andere sich „selbst überzeugt“ von den Sachverhalten? (keine Bevormundung!)
  3. Ideen Kultur: Lassen wir uns von meinungsbehafteten „Tatsachen“ überzeugen, oder entwickeln wir unsere eigenen Ideen? Wie finden wir in der Komplextät des Lebens noch (unsere) Orientierung?
  4. Tatkultur: Was trägt jeder Einzelne dazu bei, das Ganze zu tragen, voranzutreiben usw.?

Fazit: Also ist die dialogische Kultur zu Leben doch mehr, als „nur“ gemeinsam zu sprechen…

In der (Leitungs)Arbeit:

Kurz zusammengefasst: Unsere Offenheit, unsere Transparenz, unser Vertrauen in die Mitarbeiter und alles, was mit dem Aufbau des Bereiches zusammen hing, hat die anfängliche Skepsis bei Einigen überwinden können und hat sich in gegenseitiges Vertrauen gewandelt. Die Basis von allem! Der Bereich hat sich schnell positiv weiterentwickelt, das Team (welches vorher keines war) wurde zum Team im Sinne der dialogischen Kultur. Langsam, aber stetig.

Was hat das insgesamt ausgelöst?

Die positive Entwicklung im Fachbereich hat uns den Mut gegeben, die dialogische Kultur für das ganze Familienzentrum anzudenken. Die positiven Auswirkungen im Fachbereich als Rückenwind, konnten Fachbereichsleitungen, die Geschäftsführung und der Vorstand nach längerem Austausch „sich selbst davon überzeugen“, dass eine dialogische Kultur als Unternehmenskultur zukünftig ist und außer Vorteilen nichts zu bieten hat. Vorausgesetzt man hat den Mut zu Offenheit, zu Transparenz und kann loslassen – Loslassen von hierarchischen Machtansprüchen!

Wie geht es weiter?
Seit November 2010 haben wir eine Lösung geschaffen, wie das Familienberatungszentrum – alle Mitarbeiter – trotz verschiedener Standorte, unterschiedlicher Fachbereiche immer und aktuell im Dialog sein können (Dies hatte sich als problematisch erwiesen, aufgrund der verschiedenen Standorte und den unterschiedlichen Arbeitsbedingungen):
Das Intranet 2.0, „xxxx im dialog“. (Noch haben wir kein OK für die Namensnennung)
Hier haben alle Fachbereiche, alle Mitarbeiter, der Vorstand, die Verwaltung und die Geschäftsführung den Raum alles Aktuelle online zu stellen und durch die Möglichkeit des Kommentierens, können alle Mitarbeiter immer und von überall aus (Internetanschluss vorausgesetzt) in den Dialog gehen.
Hier können Beschlüsse des Vorstands eingesehen und kommentiert werden, hier kann die Geschäftsleitung neue Ideen präsentieren und sich die Ressourcen aller Mitarbeiter zu Nutze machen, um die „richtigen“ Entscheidungen auf den Weg zu bringen.

Kurz: „xxxx im dialog“ ermöglicht (zusätzlich) den dialogischen Prozess fortzuführen, zu vertiefen, transparent darzustellen und mit aller Offenheit die Zukunft zu gestalten!

Was kommt jetzt?
Weiter an der Umsetzung der dialogischen Kultur arbeiten: Das Ganze ist als ein Prozess zu verstehen, in den sich jeder Einzelne begibt. Jeder hat hier an verschiedenen Stellen seine ganz individuellen Schwierigkeiten sich auf den (inneren) Prozess einzulassen – Veränderungen zuzulassen.

Vertrauen ist die Basis für alles, was danach entstehen kann…

Dieser Prozess braucht eine Begleitung, die auch sehr gewünscht ist.
Begleitung in Sachen „xxxx im dialog“, also dem Moderieren und dem Heranführen der Mitarbeiter zur aktiven Nutzung des Intranets. Aber auch die persönliche Begleitung verschiedener Personen im Beratungszentrum durch Coaching, durch verschiedene Veranstaltungen, wie einem OpenSpace (der erste hat sehr erfolgreich im Dezember 2010 stattgefunden, Folgeveranstaltung sind von den Mitarbeitern gewünscht), um den Prozess weiterhin in Gang zu halten, damit dieser ab einem bestimmten Punkt sich von alleine (durch den Dialog im Bewusstsein Aller…) fortsetzt.

Vielleicht sogar in ganz neuen Modellen des Zusammarbeitens – Wer weiß?

Anmerkung:
Für uns wird immer deutlicher, dass wir bei einem neuen Projekt SOFORT anfangen werden die Prozesse reflektierend zu bloggen. So im Nachhinein können wir nicht mehr authentisch über das schreiben, was bei den aktuellen Entwicklungen seit März 2010 in uns vorging, im Unternehmen vorgegangen ist.

Wir hoffen aber mit den aktuellen Geschehnissen und unseren Gedanken dazu ein wenig Einblick geben zu können. Was auf jeden Fall passiert ist, dass wir daraus sehr vieles mit in die Zukunft nehmen!

culture change [part3/x] wird folgen…

version 2.1.2010 – das neue jahr in der mindlounge

Wie ich mir meine Wirklichkeit konstruiere: Die Überschrift besteht aus den Zahlen 2.1.2010. Ein Datum, ein schönes Datum. Nicht nur: Von links nach rechts gelesen mag es den heutigen Tag beschreiben. Von rechts nach links gelesen, meine Welt: Ich komme dann immer über die 1 zur 2! Warum mir das wichtig ist? Deswegen:

Das Web 2.0 hat mein Leben verändert. Meine Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren hier gemacht habe, entsprechen genau meinem Gefühl, wie Kommunikation und ein Leben in Gemeinschaft Sinn ergeben. Es geht bei dem 2.0 Gedanken um Teilen. Teilen schafft Mehr-Wert. Es geht um Transparenz, um Offenheit, um Partizipation. Wissen wird zur Verfügung gestellt, einfach so. Der brand eins Titel dazu in der Novemberausgabe: „Wissen ist der erste Rohstoff, der sich bei Gebrauch vermehrt“.

Der 2.0 Gedanke steht für mich für ein neues Paradigma: Weg von der „einen“ Wahrheit, die verteidigt werden muss, unabhängig davon, ob sie Probleme zeitgemäß lösen kann, oder nicht. Hin zu einem Netzwerk aus open source, offenen Quellen und dem Nutzen der „Weisheit der Vielen“, um die aktuelle Lebenssituation auf unserer Erde bestmöglich und nachhaltig lösen zu können. Weg vom passiven geschehen lassen („die da oben werden´s schon richten“, oder „wir können da sowieso nichts ändern“), hin zur Eigenverantwortung und dem Wissen, dass es um unsere Welt geht und wir gemeinsam an einer Gestaltung der selbigen mitwirken… Offenheit und Transparenz, Teilen und Mehr-Wert schaffen.

Zurück zur Version 2.1.2010: Die Version der beta.mindlounge. Beta bedeutet vorläufig, Veränderung erwünscht! Die ganze Faszination meiner Reise durch das Mitmach-Internet war immer begleitet von: Hier passiert genau das, was ich in meiner Idee der mindlounge schon immer in mir trage. Nur wie umsetzen? Das ist so viel! Ich habe zwei Jahre benötigt, um mich zunächst im Netz „auszuleben“, auszuprobieren, mich zurecht zu finden, mir mein eigenes Netzwerk der Informationen zu basteln usw. usf. Im Laufe des letzten Jahres wurden meine Ideen zur mindlounge2.0 dann konkreter und mit der beta.mindlounge fange ich das neue Jahrzehnt direkt mit der „always beta“ Version an!

Schon wieder eine Plattform, mag der Eine jetzt sagen. Was will der jetzt von mir, ich verstehe kein Wort, die Andere.

Nicht schlimm. Das ist das gute daran: Wir kommunizieren! Das heißt auch, dass jeder eingeladen ist mitzumachen, wenn etwas nicht verstanden wurde – bitte einfach nachfragen. Ich kommuniziere gerne!

Zu diesem Zweck habe ich zum Beispiel dieses „formspring-me | „Ask me anything“ in die Seitenleiste eingebaut. Eine nette Idee: Man gibt eine Frage ein – auch anonym möglich! – und ich antworte dann.

beta.mindlounge: Nach vier Wochen meines Pilotprojektes auf einer geschlossenen Netzwerkplattform bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen:

  • Eine zusätzliche geschlossene Plattform ist für meine Vision (Version) unnötig
  • Die mindlounge braucht einen Rahmen, der einerseits offen gestaltet ist…
  • andererseits aber auch die Möglichkeit des geschlossenen, „versteckten“ Forums bietet (Vertrauen, Klienten)
  • das Angebot soll nicht nur für meine Klienten einen Mehrwert schaffen
  • Es gibt nicht „Die“ Lösung
  • ausprobieren und permanent anpassen, scheint sinnvoll
  • ich fange einfach an und lasse entstehen

Gut. Dann wäre alles gesagt. Wenn ich etwas vergessen habe, dann schreibe ich es später – beta eben 😉 Gestern habe ich vom JA zum Leben geschrieben.

JA, dann starte ich mal los. Wer mitmachen möchte ist herzlichst eingeladen!

Nachtrag 01 | 03 | 2011

beta.mindlounge soeben in eine Schleife zu diesem Artikel gelegt (siehe Kommentar).

beta? eben!

 

„make the world a beta place“

„Always Beta – Prinzip Baustelle.“(via)

bildschirmfoto-2009-12-14-um-162736

Immer aktuell – immer für Veränderungen offen.

Das wünsch ich mir, da bleib ich dran:

Als Mensch und mit der mindlounge!

Nicht nur an der Uni. Universell bei und mit allem… always beta!

„Was ich noch zu sagen hätte…“

Abschiedsvorlesung von Friedemann Schulz von Thun an der Universität Hamburg (23.10.2009). Was ich noch zu sagen hätte:

Herr Schulz von Thun hat auch meine Kommunikationswelt erweitert – Danke!

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Die Welt, wie sie mir gefällt Teil 2: Systemisch gesehen

Wir leben in einer Welt voller Systeme – wir leben in Systemen. Das Leben, systemisch gesehen, bedeutet alle Ereignisse und Gegebenheiten im systemischen Zusammenhang zu betrachten. Das Universum, die Planeten, alle Länder unserer Erde, Europa, Währungen, Politik, Gesellschaft, Unternehmen, Familien, der Freundeskreis, unser Körper… sie ahnen es schon: alles Systeme!

Den gesamten Zusammenhang aller Systeme zu berücksichtigen ist natürlich nicht möglich. Es gibt niemanden, der alle Systeme überschauen kann. Selbst wenn, so könnte dieser jemand nicht die Auswirkungen einer Handlung, auf alle Systeme in einem Leben beschreiben können. Alle Systeme in unsere Überlegungen mit einzubeziehen wäre übertrieben – sich die Systeme, in denen wir leben, genauer anzuschauen macht durchaus Sinn.

Um Ihnen „meine Welt“ besser verständlich zu machen, möchte ich Ihnen einige Personen und deren Arbeit vorstellen und zu den daraus folgenden Konsequenzen in meinem Weltbild kommen. Dies ist nur ein kurzer Ausflug in meine Welt und nicht ein wissenschaftlicher Text zu den beschriebenen Theorien! Wer möchte ist eingeladen, über die weiterführenden Links tiefer in meine Welt einzutauchen.

Ludwig von Bertalanffy führte Anfang der 1950er Jahre ein neues wissenschaftliches Paradigma ein. Er wollte weg von der isolierten Sichtweise der verschiedenen Wissenschaften. Denn wenn verschiedene Systeme sich beeinflussen, dann hat das auch Auswirkung auf die Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Nichts kann mehr als einzelnes Phänomen betrachtet werden. Alles ist irgendwie miteinander vernetzt und von daher entsteht eine sehr große Komplexität. Dieses neue Paradigma bedeutet, die Kontrolle über ein bestimmtes (Wissens-) Gebiet aufzugeben, und Kollaboration und Partizipation zuzulassen. Kontrolle aufgeben passt gut in mein Weltbild – Loslassen!

Die Kybernetik, etwa zur gleichen Zeit von Norbert Wiener eingeführt, beschäftigt sich als „übergeordnete“ Wissenschaft mit der Funktion komplexer Systeme. Es geht um Kommunikation, Steuerung (Navigation) und Feedback (Rückkopplung) eines Systems (Regelkreises). Ein typischer Regelkreis ist ein Thermostat, welches immer den gewünschten Ausgleich schafft. Um Ausgleich geht es auch in meinem Weltbild (wobei die Thermostate hier andere sind u.a. Ressourcen). Ich möchte gerne noch Heinz von Förster, Mitbegründer der Kybernetik, hinzunehmen. Als Physiker und Philosoph war er ein Meister im Auffinden unserer „Blinden Flecken“. „Wir sehen, dass wir nicht sehen“, oder „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“ – Das sind Aussagen, die Sie entweder abschrecken, oder Sie dazu animieren diesem Mann mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Blinde Flecken zu erkennen, immer wieder bewusst darüber sein, dass es weder DIE Wahrheit gibt, noch Richtig oder Falsch. Das passt: Zu der Welt, wie sie mir gefällt.

Niklas Luhmann stellt in seinem Modell die Gesellschaft als komplexes System von Kommunikation dar. Also stellt er nicht den Menschen, sondern die Kommunikation in den Vordergrund. Unter Kommunikation versteht er nicht nur Sprache, sondern auch symbolische Kommunikationsmedien wie Geld, Wahrheit, Liebe und Macht. Das lebendige System ist selbstreferentiell, d.h. es kann einen Bezug zu sich selbst – in seinem System – in Abgrenzung zur Umwelt herstellen. Die Systeme sind autopoietisch, sie erhalten und/oder erschaffen sich immer wieder neu. Der Sinn eines Systems muss vorhanden sein, damit es weiterhin bestehen kann. Vielleicht ist Luhmann deswegen momentan aktueller denn je. Das Zusammenspiel von Kommunikation, Reflexion, der Sinnfrage und der grenzenlosen Kreativität in der Autopoiesis… passt sehr gut, in die Welt, wie sie mir gefällt.

Als SystemCoach prägen mich natürlich auch die Ansätze verschiedener systemischer Schulen. Interessanterweise geht alles auf das neue Paradigma (s.o.) zurück, denn auch, wenn die Schulen verschiedene Ansätze verfolgen, so ist doch der übergreifende Aspekt immer zu erkennen! Die systemische Sicht „schaut“ über das Individuum hinaus, d.h. die verschiedenen Systeme (z.B. Beruf, Familie, Freunde…), in denen die Person lebt werden miteinbezogen. Dies hat nicht nur Entlastung beim Individuum zur Folge (der Druck lastet nicht auf einer Person, oder einer Handlung), sondern ermöglicht ein enormes Spektrum an Lösungsmöglichkeiten. Systemisch heißt auch lösungsorientiert denken und handeln. Es heißt die Ressourcen (im System) zu erkennen, sie hervorzuholen, sie zu nutzen. Kurz: Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der nicht nur nur das Individuum betrachtet, sondern den Ausgleich im System schafft. Ganz so, wie mir die Welt gefällt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich die Systemtheorie, mit ihren verschiedenen Facetten, in meinem Denken und Handeln leitet. Ermöglicht sie es mir über meinen Tellerrand hinaus zu blicken und mich als Teil des Ganzen zu sehen. Nicht mehr – aber auch nicht weniger! Was hat das nun für Konsequenzen, mag sich der ein, oder die andere fragen. Ist das Individuum nun wichtig, oder spielt es eigentlich gar keine so große Rolle, universell betrachtet?

Das möchte ich mit einem alten chinesischen Sprichwort beantworten:

„Die Kraft von Schmetterlingsschwingen

ist noch auf der anderen Seite des Erdballs zu spüren.“

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(Fortsetzung mit Teil 3 folgt)