educamp und die schwierigkeit des erfassens…

[Anmerkung zu meiner Veröffentlichung dieses Beitrages gestern. Außer der Überschrift („educamp hamburg: (soziales) netzwerken oder oldschool?“), habe ich alles so beibehalten. Nachdem ich meinen Beitrag gestern eingestellt hatte, hat es die Seitenleiste des Blogs „zerschossen“. Ein Zeichen? Bestimmt.

Denn seit meinem Besuch des Educamps in Hamburg gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich sie schwer (zusammen)fassen kann. Nachdem ich das technische Problem gelöst habe, bleibt das Inhaltliche. Kann ich den Beitrag so online stellen, oder nicht? Ich habe mich entschieden ihn online zu belassen und einen weiteren Beitrag zu schreiben.

Ich nehme das als meine erste Reflexion für ein sehr komplexes Thema beim Educamp: Bildung in Deutschland.]

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Zu Netzwerk aus der Wikipedia: „In der Ethnologie, der Soziologie und der Psychologie wurde der Begriff als „Soziales Netzwerk“ übernommen, in der Betriebswirtschaftslehre als „Netzwerkorganisation“. In der Systemtheorie wird mit „Netzwerk“ eine Menge von miteinander auf definierte Weise verbundenen, autonomen Objekten bezeichnet, die ein gesamtes System bilden.“

Die Old School wird in der Wikipedia durchaus positiv definiert (das tue ich in der Regel auch), wobei ich hier beim Thema mehr auf den Aspekt der alten, schon vorhandenen Lösungen (Glaubenssätze) fokussieren möchte, nicht zuletzt, weil es um Schule/Hochschule und Bildung geht. Old school im Wortsinne scheint mir da sehr passend! D.h. es wird versucht mit alten Lösungen (aus der old school), aktuellen Problemen zu begegnen. Nach dem Motto: Was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein. Kann so gemacht werden – aber bitte nicht verwundert sein, wenn es keine Lösungen bringt!

EduCamp Hamburg :: 5./6. Februar 2010.

Ankunft Freitagmorgen: Wie auf meinen vorherigen 3 EduCamps bin ich hoch erfreut über die spitzenmäßige Vorbereitung der Unkonferenz. Für alle und für alles ist gesorgt. Danke Hamburg! Schon in der Vorstellungsrunde wird klar, dass wieder ein bunter Mix an TeilnehmerInnen die beiden Tage mit interessantem Input versorgen wird. Viele sind zum ersten Mal auf einem EduCamp, SilverSurfer und Internet-3D-Welt Spezialisten bringen neue Themen ins Camp. Auf Nachfrage der Moderatoren, wer denn „dienstlich“ hier sei, gehen viele Hände in die Höhe. Das EduCamp scheint eine (Dienst)Reise wert geworden =)

Die angebotenen Sessions bieten einen bunten Strauß an Themen. Im 45 MInuten Takt eilen wissenshungrige Menschen von Session zu Session. Der hohe Energielevel ist zu spüren, hier geht was! Neben den Sessions wird natürlich auch informell in den Fluren über die Zukunft der Bildung diskutiert. Meine eigenen old school Glaubenssätze, z.B. über Wissenschaft werden auf den Prüfstand gestellt und werden neu gemixt – gut so! Am Ende des EduCamps „beschwerten“ 😉 sich einige TeilnehmerInnen, dass so viele interessante Themen parallel liefen und sie nicht die Möglichkeit hatten alles „aufzusaugen“ – Ich denke, wenn SchülerInnen und StudentInnen dieses Gefühl haben, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

[Informeller Session-Flow immer und überall. Danke an Alle! ]

Wer sich über die Sessions und die Diskussionen darüber im Vorfeld informieren möchte, der findet im Educamp Netzwerk einiges zum (Nach)Lesen. Ich möchte mich auf 4 besuchte Sessions beschränken, die mir einigen Input zum weiteren Netzwerken und meiner Arbeit geben konnten:

  1. „Informationsverarbeitung als Grundbedürfnis für ein modernes Menschenbild“ (Jean-Pol Martin). Ein Menschenbild zu haben ist auf jeden Fall sinnvoll 😉
  2. „Heuschreckenbasierte Bildungsrevolution“ von Basti Hirsch und Robert Hinsch. Brauchen wir private Investoren um das Bildungssystem zu verändern – New School?
  3. Cultural Hacking in der Hochschule. Dachte ich bislang „hacking“ wäre etwas für Programmierer „Freaks“, so konnte mir Torsten Meyer die Augen öffnen: Ich würde es kreative Kommunikation mit Elementen der Kunst nennen. Kunst und Kommunikation, eine schöne ART zu kommunizieren!
  4. Die Experten Diskussion mit der Frage: „Das Internet – ein Bildungsraum?“ Brauchen wir (Bildungs)Experten, die darüber entscheiden, ob das Internet ein Bildungsraum ist und somit in die offiziellen Bildungs-Charts aufgenommen wird?

Vor allem die Experten Diskussion hat im Netz einige Wellen geschlagen. Irgendwie fragte man sich (ich auch), ob diese Frage denn nun wirklich ernst gemeint sein kann. Barcamp, EduCamp und das Internet muss noch den wissenschaftlichen Stempel der „Bildungstauglichkeit“ bekommen? Das nenne ich old school – jedoch verstehe ich auch, dass unser Bildungssystem genau so funktioniert und schon immer funktioniert hat. Die Frage ist, ob wir diesen Weg auch weiterhin noch gehen wollen und wenn nicht, was haben wir für Alternativen?

Hier komme ich zum Thema Bildungspolitik und nehmen wir die Bildung weg, dann sind wir bei der Politik. Ich bin hier eher der „reboot-Typ“(Alles auf Anfang, Neustart), denn ähnlich wie in der Parteienpolitik, spätestens ab Bundesebene nur noch die Wiederwahl auf dem Wahlprogramm steht, so ist auch in der Bildungspolitik erkennbar, dass es um den Erhalt des bestehenden Systems geht und nicht darum, bestmögliche Veränderungen zu erzielen. Das bekommt dann noch den Stempel der Wissenschaft und fertig ist der beweisbare bestmögliche Weg.

An dieser Stelle möchte ich weg von der old school: Wissenschaftler verteidigen ihren Weg, die Gegner machen es mit ihrem genauso und fertig ist die Konfrontation. Das bringt niemanden weiter! Wer leidet darunter? Diejenigen, die dem Bildungsweg „ausgesetzt“ sind. Ich unterstelle mal, das dies keine der beiden Fraktionen möchte.

Warum ich der „reboot-Typ“ bin? Das ist an einem aktuellen Beispiel ganz einfach erklärt: Banken sind systemrelevant und werden mit jeder Menge Geld (was nicht vorhanden ist) unterstützt. Bildung scheint nicht systemrelevant, denn seit Jahrzehnten heißt es immer nur zu teuer, nicht bezahlbar (…).

An dieser Stelle frage ich mich, warum überhaupt noch geforscht wird, wenn klar ist, dass Veränderungen in der Bildung kein Geld kosten dürfen. Und hier bin ich wieder bei der Politik und im speziellen auf Bundesebene: Auch hier „dürfen“ die Politiker dann nur noch in den engen Grenzen der „Wiederwahlkompatibilität“ agieren, bringt das die Veränderungen, die wir brauchen?

Ist es in der Bildungspolitik nicht ganz ähnlich? Wird da dann nicht auch nur noch im „Bildungspolitischen Kompatibilitätsmodus“ geforscht? Wenn nicht, warum und wie ist es dann möglich, das z.B. sogenannte Versuchsschulen seit Jahrzehnten Preise bekommen („toll, wunderbar, das brauchen wir…“), aber nicht bundesweit umgesetzt werden? Zu teuer! Und wie war das noch gleich mit der Systemrelevanz? Genau!

DenkMal:

Das Educamp mit all den Nachwehen in Netz gibt mir vieles zu (Über)Denken. Auch ich bin teilweise old school, auch ich habe Netzwerken noch nicht wirklich verstanden. Eines ist mir sehr deutlich geworden: Wir brauchen Netzwerke mehr denn je, um von der old school ablassen zu können. Wir brauchen (noch) die old school, denn das ist unser Blick, den wir nur zu gerne wegschieben. Wir brauchen den Dialog! Es geht nicht um Gut oder Schlecht, es geht auch nicht um Richtig oder Falsch, es geht um UNSERE Zukunft!

Ich nehme mein Menschenbild (Die Welt, wie sie mir gefällt), suche die Brücke zwischen Bildungsrevolution und Experten(Wissen)schafft und versuche mit kreativer Kommunikation, sorry, Cultural Hacking ;-), von der old school zu neuen Ideen und Möglichkeiten zu switchen.

Wenn es darum geht Altes mit Neuem zu verbinden, Lösungen statt Rechthaberei zu generieren, dann bin ich dabei. Netzwerke(n) zu verstehen und dann vor allem auch zu leben, darum geht es mir!

Mein Fazit: Das EduCamp ist definitiv ein offenes Format und lädt zum Netzwerken ein. Die „old school“ steckt nur in unseren Köpfen (…).

Aller guten Dinge sind 3!

Der goldene Oktober hat mich zu drei absolut glänzenden Veranstaltungen geführt:

Los ging es am 01.10. mit der Scope_08 in Heidelberg – The Future of Learning and Working. Im Open Space Format haben Menschen aus unterschiedlichen beruflichen Kontexten, die Zukunft des Lernens und Arbeitens diskutiert. Am Mittag wurde es dann international, mit einer Live-Schaltung zu Stephen Downes (E-Learning Spezialist) nach Kanada, der zu aktuellen Fragen aus den verschiedenen Arbeitsgruppen Stellung bezog.

Als weiteres Highlight (mein „favourite“) wurde der Organisationspsychologe und Netzwerkberater Prof. Peter Kruse live per Skype nach Heidelberg geschaltet. Eine spannende Diskussion mit ihm zum Thema: „Wissensmanagement in Unternehmen, mit Wikis effizienter gestalten“. Am Ende der Veranstaltung präsentierten die verschiedenen Themen-Gruppen erste Arbeitsergebnisse.

Die Diskussion mit Prof. Peter Kruse und der Austausch zum Thema Enterprise2.0, waren für mich die absoluten Highlights. Fazit: Super Veranstaltung! The Future of Learning and Working is Now!

Mitte Oktober ging es weiter zur 2. Veranstaltung, zum EduCamp2008 nach Berlin. Diese Veranstaltung richtete sich vor allem an „Bildungsbotschafter“. Im Barcamp-Format hatte das zweite EduCamp die Zelte, bei strahlendem Sonnenschein, im Schrödinger Zentrum Berlin aufgeschlagen.

Der Einsatz von Web 2.0 Tools (Blogs, Wikis, E-Portfolio usw.) in der Lehre und die damit einhergehende Veränderung des Selbstverständnisses von Lehrenden, bildeten den Schwerpunkt des Barcamps. Öffentliche Wissenschaft und deren Konsequenz, sowie andere zeitgemäße Bildungs-Themen wurden in Barcamptradition, in 45-90 minutigen Sessions, kurzweilig präsentiert und diskutiert. Die Veranstalter haben es sich auch dieses Mal nicht nehmen lassen für alles und alle gut zu sorgen – Danke!

Fazit: Es tut sich schon eine Menge an Schulen und Hochschulen, wie verschiedene Teilnehmer mit ihrer Arbeit im Bildungssektor gezeigt und verdeutlicht haben – leider sind diese „Bildungsbotschafter“ aber noch die Ausnahme und werden nicht gerade vom System gefördert. Jean Pol Martin hat bewiesen, dass alternative Methoden – Lernen durch Lehren – schon seit langem sehr erfolgreich eingesetzt werden. Auch Christian Spannagel, Juniorprofessor in der Lehrerausbildung, geht sehr innovative Wege… und zum zweiten Mal hat „The Future of Learning and Working“ schon längst begonnen!

Aller guten Dinge sind 3: Kaum zurück aus Berlin ging es am 17.10. mit dem ICE (pünktlich!) zurück in die Hauptstadt. Zum ersten Open Space, der sogenannten Digital Natives. Dieser fand in der Homebase am Podsdamer Platz statt. Sie fragen sich gerade was, oder wer Digital Natives sind und was sie machen? Im Rahmen des 3. IT-Gipfels der Bundesregierung hat sich eine Plattform (DNAdigital) etabliert, die den Austausch von Top-Entscheidern aus der Wirtschaft und den Digital Natives fördern und voranbringen will.

Eine sehr positive Entwicklung und ganz im Sinne von Web 2.0 und Enterprise 2.0: Austausch auf gleicher Augenhöhe, Offenheit, Tranzparenz, Partizipation, Kollaboration… Wie man sich leicht vorstellen kann, ist dieser Austausch auf gleicher Augenhöhe nicht ganz einfach, da weder die eine, noch die andere Gruppe darin geübt ist. Im Vorfeld wurde schon fleißig auf der Plattform DNAdigital diskutiert. Auf diesem Open Space haben sich die Digital Natives nun Face2Face getroffen, um die Möglichkeiten und Chancen, im Austausch mit den Top-Entscheidern gemeinsam auszuloten. Die Ergebnisse des Open Space können im Wiki von DNAdigital nachgelesen und kommentiert werden.

Der Open Space zeigte ganz klar, dass „wir“ bei diesem Thema relativ am Anfang stehen. Denn nicht nur die Definition von Digital Native wird heiß diskutiert, sondern auch deren Selbstverständnis.

Für mich persönlich – der ich an den Möglichkeiten von erfolgreicher Kommunikation zwischen Digital Natives und Managern interessiert bin – war die Veranstaltung sehr aufschlussreich. Auch, wenn noch so viel Interesse beider Gruppen vorhanden ist, miteinander ins Gespräch zu kommen, so ist es für beide Gruppen absolut notwendig, sich auf die andere einzulassen. Geschieht das nicht, wird eine Kommunikation eher schleppend und wenig erfolgreich verlaufen. Die Gefahr wird dann bestehen, dass alles nur ein großer (Medien-) Hype gewesen ist – wobei das Engagement auf beiden Seiten etwas „Großes“ in Aussicht stellt.

Was dieses „Große“ sein könnte, das wird der Open Space am 03.11. in Berlin zeigen: Bei diesem Termin werden die Top-Entscheider aus der Wirtschaft und die Digital Natives die Zukunft des Arbeitens (vielleicht) neu erfinden…

Und zum dritten Mal: „The Future of Learning and Working“ hat längst begonnen!