Als wir in 2009 unser Benin-Projekt verwirklicht haben, war für Ulrike schon sehr klar, dass sie in Afrika weiterhin etwas „bewegen“ möchte. Ihre Wochen in Afrika (Sommer 2010) haben das we_magazine mit vielen bewegenden Artikeln gefüllt!
Ende letzten Jahres haben wir dann überlegt, ob wir unser Interview aus dem letzten we_magazine wieder aufgreifen und etwas tiefer in die Themen gehen wollen. Schon bald wurde mir klar, dass die im „We Magazine Africa“ veröffentlichten Projekte, das sind, was die Leser interessiert – nicht ein weiteres „westlich-theoretisch-angehauchtes“ Statement zu Afrika!
Ich wünsche viel Spaß beim Reisen durch den Kontinent und bin begeistert von der Ausdauer und Netzwerkarbeit der Herausgeber – Danke euch allen! (Bea, Dominik und Ulrike)
Unser WEbenin-Blog wächst stetig an und Sie können unsere Projekte aus den 12 Tagen vor Ort verfolgen. Ich möchte hier dem vielfachen Wunsch nach einer deutschen Zusammenfassung nachkommen. Ich werde bei den einzelnen Themen zu den englisch/französischen Texten verlinken, so dass Sie direkt im WEbenin-Blog in die Tiefe gehen können – zur Not mit dem Dictionary (smile!).
Als wir (Ulrike, Tim und ich) am 06.04. von Frankfurt nach Paris-Cotonou gestartet sind wussten wir noch nicht was wir in den 12 Tagen bewegen würden, was auf uns zukommt. Durch die, von Ulrike eingebrachten, Netzwerkkontakte, hatten wir ein paar Anlaufstellen – immerhin! Bevor es von Paris losgehen sollte, sind wir gleich mit den globalen Problemen konfrontiert worden: Eine junge Frau aus Benin sollte mit unserem Flieger ausgewiesen werden. Zwei Polizisten haben sie begleitet, in Handschellen. Die Frau war verzweifelt und schrie die ganze Zeit nur „I don´t wanna go!“; „Please help me, I don´t wanna go!“ – das dauerte etwa eine halbe Stunde, es war unerträglich. Auf einmal standen alle männlichen Beninois aus dem Flieger auf, schauten zu der Frau und den Polizisten, ganz ruhig, ohne ein Wort zu sagen: Den Polizisten wurde sofort klar, sie müssen aus dem Flieger. Dieses eine Mal hatte die Frau mit ihrem Protest gewonnen. Vermutlich wurde sie vor dem nächsten Fug ruhig gestellt und ist schon wieder in Benin. Alltägliche Abschiebepraxis, wie uns die Stewardess erklärte.
Unsere Projekte:
Aledjo, oder wie Netzwerken funktionieren kann: Über Xeni Jardin, Pasif.org (via Twitter), hatten wir den Kontakt zu Salifou, der uns in „sein“ Dorf bringen sollte. Aledjo, 5 km von der Grenze zu Togo. Wir waren angekündigt und dementsprechend haben uns viele Menschen in dem Frauen- und Jugendzentrum erwartet. Nachdem wir die Spenden (Notebooks und Handys) ausgepackt hatten, ging es in den Hauptraum des Gebäudes. Menschen über Menschen, junge, alte, Männer, Frauen und Kinder… ca. 200 bis 300 Personen, in einem (zu) kleinen Raum, bei ca. 50 Grad. Es war unglaublich, einfach überwältigend, dieses Gefühl angekommen zu sein, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Die Frauen der Organisation „Adria“, die alles organisiert hatten, sprachen zu den Leuten und wir haben uns ausgetauscht. Ausgetauscht darüber warum wir hier sind, ausgetauscht darüber was die Anliegen der Menschen vor Ort sind. Es dauerte nicht lange und zwei Frauen erzählten uns von der wunderbaren Arbeit von Adria und der Hilfe, die sie den Familien geben, z.B. über Mikrofinanzierung, so dass den Familien eine Basis zum Leben gegeben ist. Adria leistet diese Arbeit schon seit über 10 Jahren! Zunächst haben sie nur den Frauen geholfen, mittlerweile unterstützen sie die ganze Familie, denn nur so – ihre Erfahrung – ist Nachhaltigkeit gegeben. Nach ungefähr einer Stunde des sehr emotionalen „Events“ hatten wir einige Ideen, wie wir in Aledjo helfen können und haben diese auch sofort mitgeteilt:
1. Den Aufbau eines Netzwerkes u.a. mit anderen Frauen in Benin (Mikrofinanzierung), mit Farmern, mit anderen Schulen in Benin (sonafa.de) – das kostet Geld (Internet) – wir (WEbenin) haben Adria die Zusage über den Anschluss und die monatlichen Kosten für 1 Jahr Internet gegeben. Warum Netzwerke für uns so eine große Bedeutung haben: „Help people to help themselves“.
2. Die Farmer des Gebietes rund um Aledjo brauchen Dünger. Dieser ist sehr teuer, für sie unbezahlbar. Wir haben zugesagt Dünger zu kaufen und ihn der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Gesagt, getan – bei unserem zweiten Besuch in Aledjo, einige Tage später, haben wir 15 Säcke Dünger mitgebracht, die von Adria zu den Bedingungen der Mikrofinanzierung weitergegeben werden, d.h. Dünger ist nun verfügbar und kann sich durch das Mikromodell „vermehren“.
3. Bücherei: In dem Jugendzentrum stehen kistenweise Bücherspenden aus Frankreich. Die Bücher lagern in den Kartons und können nicht genutzt werden, da es an Platz fehlt. Das kann nicht sein. Wir wollen versuchen die benötigten ca. 5000 Euro für eine Bücherei zusammen zu bekommen, damit Bildung nicht in dunklen Kartons verschlossen bleibt!
Besuch der Schule in Massi. In Deutschland hatte ich mich schon ein paar Tage vor der Abreise mit Matthias Schellenberger von SONAFA getroffen und über deren Arbeit in Benin vieles erfahren können. Wir haben eine der Schulen von sonafa in Massi besucht und einen Einblick über die Bildungssituation bekommen können. Der Direktor, ein Mathelehrer und der Vorsitzende des Elternbeirats (frei übersetzt), konnten uns einen Eindruck vermitteln, was Schule in Benin ist und wie 414 Schüler im Alter von 7 bis 14 Jahren mit 15 Lehrern unterrichtet werden. Viele fußballspielende Kids hinter der Schule hatten ihren Spaß… bei den Vorbereitungen zur WM in Afrika 2010 ;-))
Wir berichteten über unser WEbenin-Projekt und wie wir die Schulen der Zukunft sehen – auch in Afrika, weltweit. Auch hier wieder der Netzwerkgedanke, weg von den großen Organisationen, die vieles vorgeben, hin zu „help people to help themselves“. An unserem vorletzten Tag in Cotonou haben wir dann noch Dr. Mensah Wekenon Tokponto (der in Deutschland studiert und promoviert hat und jetzt Professor in Cotonou an der Uni ist), den Vorsitzenden von sonafa getroffen und mit ihm über unsere Ideen philosophiert. Er hat uns davon berichtet wie wichtig es ist die Menschen direkt im Land zu unterstützen. Auch Nachhaltigkeit war ein großes Thema und wie viel Energie man dafür braucht! Zunächst war er etwas irritiert von unserer Einstellung, statt dem Sonafa-Verein in Deutschland, direkte Hilfe vor Ort zu leisten. Wir wollen die Schule in Massi mit Basismaterialien unterstützen. 105 Euro konnte ich auf dem Educamp sammeln, mittlerweile sind es 200 Euro, so dass Salifou die Materialien in Cotonou kaufen und nach Massi bringen kann.
Das ist nicht nur der direkteste Weg, sondern auch Netzwerken: Sonafa hatte schon vor Jahren Anfragen von Frauen wegen Mikrofinanzierung. Da Sonafa aber „nur“ im Schulbereich agiert, gab es zwar über Dritte einen Versuch der Hilfe, bislang jedoch erfolglos. Zurück zum Netzwerk: Über Salifou kann die Brücke zu Adria gebaut werden und vielleicht kann somit eine Lösung zur Unterstützung der Frauen rund um Massi generiert werden. Das Wissen und die Erfahrungen sind da (Adria) – also wieder in die Richtung, den Menschen die Möglichkeit geben sich selbst zu helfen!
Fußballkids – Das SEAM-Projekt. In Natitingou haben wir nach dem Abendessen in unserer Pension den Besitzer Adrien C. Houandjinou kennengelernt. Er kam an unseren Tisch, hat uns gefragt was wir in Benin machen und erzählte uns von seinem Projekt: Mit 5 Jahren hatte er seine Eltern verloren und ihm wurde von Anderen geholfen. Das hat ihn so berührt und geprägt, dass er diese Hilfe zurückgeben wollte. Neben dieser Pension in Natitingou, hat er noch ein Restaurant im Stadion von Cotonou – also ein eher wohlhabender Beninois. Was macht Adrien mit seinem Geld?
Er unterstützt die Kids mit seiner Organisation SEAM (Sports, Etudes, Arts, Metier). Sie holen die Kids von der Straße und geben ihnen ein Zuhause, Essen, Sinn (…), eine Zukunft. Da in Benin sehr viele Kinder auf der Straße Fußball spielen, hatte er sich überlegt eine Fußballschule zu gründen. Er gibt aktuell 143 Kindern eine Heimat, einen Ort zum Leben. Die Kinder (meist ohne Eltern, Straßenkinder…) können bei ihm wohnen und Fußball spielen. Es gibt nur eine Bedingung: Sie müssen zur Schule gehen! Nach der Schule kommt dann das Fußballtraining. Adrien hat schon einige der Kids zu kleinen Stars gemacht, d.h sie spielen mittlerweile in einer Auswahl oder in oberen Ligen. Das hat natürlich auch die Politiker auf ihn aufmerksam gemacht, die ihn in seiner Fußballschule – SEAM – besucht haben. Leider hat die Regierung Benins kein Geld, um SEAM zu unterstützen.
Wir fanden das Projekt super, haben uns vor Ort umgesehen und uns mit Adrien kurz vor der Rückreise in Cotonou getroffen. Wir werden das Projekt unterstützen, da Adrien mit dem Herzen dabei ist und vielen Kindern unkompliziert eine Zukunft schenkt! Lesen Sie auf WEbenin mehr über das SEAM-Projekt.
Natürlich gäbe es noch einiges mehr zu berichten, z.B. über unser Treffen mit dem „Telekom-Mann“ in Cotonou, der die Möglichkeiten für die DSL-Leitung nach Aledjo prüft. Oder das Treffen mit Madame Toukourou, deren Tochter wir in einem Internetcafe getroffen haben und die uns von der Arbeit ihrer Organisation, beispielsweise mit Gefangenen berichtet hat. Oder dem Besuch des SOS-Kinderdorfes in Natitingou, welcher uns auch sehr viel darüber gezeigt hat, wie Hilfe von großen Organisationen praktiziert wird. Ja, es gibt wirklich noch sehr viel zu berichten über die 12 Tage in Benin, auch über die 10 Tage wieder zurück in Deutschland und was sich weiter entwickelt hat und weiter entwickelt!
Meine Empfehlung: Lesen Sie unseren WEbenin-Blog! Für mich ist es auch die Zeit des Lernens (nicht nur Englisch), aber globales Netzwerken geht eben nicht auf deutsch…
Alle aufgeführten Projekte konnten nur durch Ihre Bereitschaft uns zu vertrauen realisiert werden – es ist das WIR (WE) – welches die Dinge voranbringt. DANKE!
Die letzte Woche vor unserem Start nach Benin war noch sehr aufregend und vollgepackt: Dienstag ein Lehrerworkshop in Köln und ab Mittwoch die re:publica in Berlin. Da ich noch einiges vorzubereiten habe und laut einigen Keynotspeakern das Web2.0 im Mainstream angekommen ist, muss ich dazu ja nichts mehr schreiben, oder?
Also meiner Erfahrung der letzten anderthalb Jahre nach, kann ich bestätigen, dass sich Blogs, Wikis, Socialnetworking und natürlich Twitter in der Gesellschaft so nach und nach ausbreiten, aber Mainstream? Richtig ist, dass die re:publica viele Menschen angezogen hat und dass auch medial auf vielen Kanälen darüber berichtet wurde.
Die „Blogger- und Web 2.0 Gemeinschaft“ hält Einzug in alle Bereiche unseres täglichen Lebens: Arbeit, Schule, Ausbildung, soziale Kontakte, Medien (…). Da liegt ein sehr großes Potenzial und die re:publica konnte dieses Potenzial mit dem super Programm darstellen! (Vielleicht nach Benin noch mehr dazu)
Neben der re:publica habe ich verschiedene Menschen getroffen, die unser Benin Projekt auf verschiedenen Ebenen unterstützen. Matthias Schellenberger von Sonafa hat mir einen Abend voller Bilder und Informationen zu Benin geschenkt, dass ich mich schon wie vor Ort gefühlt habe. Danke Matthias, diese Informationen Face2Face sind unersetzlich!
Sonafa bedeutet übrigens in der Sprache der Fon „Morgen wird es besser“ – ein schöner Gedanke, auch für uns!
Mit Ina Müller-Schmoß, die mit ihrem Team Blogpatenschaften übernimmt, habe ich darüber gesprochen wie wir eine (noch) größere Vernetzung herstellen können. Gerade auch bei den Menschen, die nicht permanent im Internet unterwegs sind und sich gut auskennen, aber etwas zu sagen haben, etwas sagen wollen. Sie hat uns angeboten Blogger aus Benin zu begleiten und ihnen einen Blog aufzusetzen und diesen entsprechend zu vernetzen.
Das bedeutet für uns eine wunderbare Kooperation, so können wir auch Menschen aus Benin, die sich im Netz nicht so gut auskennen, die Möglichkeit zum Bloggen geben – über die Blogpaten – eine super Idee, ein absoluter Mehrwert. Danke Ina!
Mit Anne Grabs und Jean-Pol Martin haben wir eine Lösung gefunden auch ohne Netzzugang in Afrika eine Möglichkeit des Live-Bloggens zu finden: Seien Sie neugierig, ab Morgen starten wir auf webenin. Ohne die Menschen, die uns von hier aus unterstützen wäre das Projekt in diesem Umfang gar nicht möglich.
Komme ich zurück auf den Mainstream, hier stimme ich voll und ganz zu: Durch die Tools und Möglichkeiten im Web 2.0 wird vieles möglich, was vorher unmöglich war – das erreicht den Mainstream, das finden Menschen gut, das motiviert sie zum Mitmachen.
Web 2.0 das Mitmach Internet!
Aktuelles zu Benin:
Wir landen in Cotonou der Hauptstadt und werden von der Familie Anani (Tim) vom Flughafen abgeholt. Dienstag oder Mittwoch treffen wir Dr. Mensah Wekenon Tokponto (der Name musste sein ;-), den Vorsitzenden von Sonafa. Wir werden dann die Schulen von Sonafa besuchen, das SOS Kinderdorf und anschließend in den Norden fahren. Wir haben vieles vorbereitet, jedoch reisen wir nicht in Europa und von daher kann auch vieles anders kommen – wir werden sehen und natürlich berichten!
Unser Equipment können wir wegen der Zollmodalitäten nicht komplett mitnehmen, da sonst entweder „Bargeldüberzeugungen“ geleistet werden müssten (wozu wir nicht bereit sind!), oder die Geräte im Zoll „verloren“ gehen. Wir haben die Zusage vom Konsulat, dass wir 6 Notebooks und Handys einführen dürfen. Die restlichen Spenden werden wir dann im Nachgang über andere Kanäle ins Land bringen, z.B. über SOS-Kinderdorf.
Die Rucksäcke sind gepackt (na gut, noch nicht ganz), alles soweit vorbereitet, jetzt kann es losgehen! Wir werden unsere Beiträge gesammelt auf dem webenin Blog posten und bei Twitter kann man uns mit dem Hashtag #WEbenin finden. Wir freuen uns über Kommentare, Retweets und dem bekannten „spread the word – spread the idea“. Übrigens, die aktuelle Spendenübersicht finden sie hier!
Das „WE“ im Internet, das „WE“ in der Welt – „WE is supporting Benin!“
Neueste Kommentare