elf.elf.elf – 11.11.11 #11ideen

Ein(s)leitung

Die ganzen Einsen haben mich ja in diesem Jahr zu mindlounge’s eleven (alle Beiträge) gebracht. Heute meine letzte Möglichkeit so viele davon im Titel zu haben…

Anfang des Jahres habe ich mir – wie in jedem Jahr – Gedanken darüber gemacht, wie ich mein neues Jahr gerne gestalten möchte. Was soll passieren? Was gehe ich an? Was möchte ich er.leben? So kam ich auf mindlounge’s eleven (2011) mit den #11ideen. Doch was bedeutet das?

Ein Rückblick auf die vergangenen 11 Monate – angelehnt an einen U-Prozess:

Woraus werden Ideen geboren? Was hat mich die letzten Monate angetrieben? Was kann daraus entstehen? Im folgenden Bild habe ich im „download“ (oben) die Themen genannt, mit denen ich mich zunächst sachlich, mit einem „open mind“ auseinandergesetzt habe.

In der Mitte des Bildes „deep dive“ bin ich dann schon mit einem „open heart“ in die Tiefe der Themen (theoretisch und praktisch) eingetaucht.  Hier ging es für mich um die Frage, was diese Themen für mich, meine Zukunft(sgestaltung) und somit auch für Andere bedeuten (können).

Nun steht die tiefste Phase an, die im unteren Bild mit der leeren Leinwand dargestellt ist – „open will“!

#11ideen – in die Welt bringen

Der Weg im U nach oben: Derzeit bin ich für mich ganz persönlich und parallel dazu mit einigen NetzwerkpartnerInnnen kurz davor, diese leere Leinwand kreativ mit Inhalten zu füllen. Noch sind wir im „deep dive“ und versuchen die Welt des Anderen (intern=Wir/extern=Gesellschaft) zu verstehen, um dann (endlich) alles loszulassen und somit loslegen zu können!

Bei „mindlounge’s eleven“ zeigen sich mit dem „Unternehmen Zukunft“ und der „social.media.mindlounge“ erste Striche auf der Leinwand.

to be continued…

unternehmenskultur – culture change [part1/x]

Persönliche Anmerkung: Seit März diesen Jahres möchte ich diesen Prozess („cultural changes“) in meinem Blog reflektieren. Aus verschiedenen Gründen hat dies nicht stattgefunden. Um so mehr freue ich mich jetzt, dass wir in den Dialog gehen. Endlich!

Einstieg:

Im März 2010 – ein kleines (aber feines) Beratungszentrum, mit drei Fachbereichen. Davon sind zwei Fachbereiche das, was man etabliert nennen könnte. Der dritte Fachbereich befindet sich im Aufbau. Diesem aber kommt eine besondere Rolle zu – es ist nämlich der (Fach)Bereich, der das Geld verdienen „soll“ – expandieren kann.

Von „jetzt“ auf „gleich“ bricht die Leitung weg. Die Leitung wird kommissarisch von einer Mitarbeiterin (MB) in Kooperation mit einem Coach (AR) übernommen.

Eine „Großbaustelle“ einerseits – unglaubliche Möglichkeiten andererseits, weil es weder feste Strukturen, noch feste Vorstellungen und vor allem keine Tradition gibt. Einfach alles ist NEU.

—> Alexander Rausch (AR) fragt Manuela Buschbeck (MB) via Etherpad:

Dialogische Kultur – Kannst du das noch hören?

AR: Ich freue mich, dass wir nun endlich anfangen! Ich habe noch keine Ahnung wie wir starten wollen. Vielleicht einfach mit dem, was aktuell passiert ist (die Mail von mir an den GF, wegen des Blogdialogs hier), um dann zu dem zu kommen, was wir erzählen möchten?

MB: Ja, ich freue mich auch, dass es losgehen kann. Da wird es viel zu ordnen, verstehen aber auch zu benennen geben. Ob ich „Dialogische Kultur“ noch hören kann? Ja, kann ich, wenn ich den Prozess als individuellen Prozess begreifen kann. Die Rückmeldung auf Deine Anfrage (GF) hat mich positiv überrascht. Auch wenn jetzt noch nicht geklärt ist, ob wir offen über das Zentrum (mit Einbeziehung und Verlinkung) schreiben dürfen, so ist die Reaktion doch als sehr interessiert und neugierig zu bewerten. Das ist doch schon was!
Ich habe mich gerade gefragt, warum mich diese GF-Mail so beschäftigt – es ist die Haltung, die darin erlebbar wird.: Offen, neugierig, interessiert…

Eine Haltung, auf die wir zu Beginn des Prozesses nicht gestoßen sind (da waren eher Skepsis, Angst, Vorbehalte). Braucht es diese Haltung schon vor dem eigentlichen Prozess, um in eine zeitnahe Umsetzung der Ideen zu kommen?

AR: Die Haltung ist meiner Meinung und Erfahrung nach das Wichtigste im Prozess. Wir haben das in so scheinbar einfachen Aussagen erleben können wie, „das haben wir schon, wir sind doch im Dialog“.
Wer eine dialogische (Unternehmens)Kultur auf „Unterhalten“ reduziert, der kann selbige schnell einführen (wobei eine Kultur einführen schlicht unmöglich ist: Stichworte wachsen, entstehen…), was „sie“ ja getan haben – Das Ende vom dialogischen Lied:

Eine Musik die in den Ohren wehtut – zumindest bei denjenigen, denen hier eine Komposition aus Offenheit, Transparenz, Wertschätzung des Einzelnen, Eigenverantwortung (…) in der dialogischen Musik essentiell erscheint.
Also Haltung: Loslassen, neue Wege gehen wollen, Vertrauen in die Mitarbeiter und deren Ideen, haben Ressourcen, Verantwortung… Zukunft selbst-, eigenverantwortlich gestalten wollen und anderen auch etwas zutrauen…

Es ist schon interessant: Egal in welchen Themen und Netzwerken ich mich in den letzten Jahren bewege, das Thema Loslassen, Vertrauen, Wertschätzung, Offenheit, Ressourcen, neues Paradigma (…), begegnet mir überall! Nun denn, ich schweife ab =)

MB: Nein, abschweifen ist das wohl kaum! Ich erlebe es als absolut zeitgemäß, diese Begriffe mit Inhalten zu füllen, die den Gegenwartsmenschen berühren – ihn in Bewegung bringen – suchen lassen. (…). Aber das bedeutet immer auch, dass ich den sicheren Boden verlassen muss und zwar im vollen Bewusstsein dessen, dass ich nicht voraussagen kann, was folgen wird.

In dem Prozess hatte ich häufig den Eindruck, dass sich Einige einen kleinen Schritt weit weg bewegt haben, aber mit einer Hand das „Alte“ nicht loslassen konnten. Der kleine Schritt aber dann als Legitimation herhalten musste, „Wir tun das doch schon längst“.

Freier Fall (wenn es überhaupt einer ist) macht Angst. In der Auseinandersetzung konnten wir die Angst häufig nehmen, aber das war zu sehr personenabhängig. Den Schritt muss jeder selbst vollbringen.

Der „Unternehmensprozess“ ist zeitgleich ein „innerer Prozess“ jedes Einzelnen.

AR: Das ist doch in meinen Augen die große Illusion: Der Glaube, dass man in diesem komplexen System voraussehen könnte… die Sicherheit einer Planung hätte – Aber trotzdem klammern „wir“ uns an der vermeintlichen Sicherheit der alten Muster fest.

Es funktioniert für viele Menschen, auch wenn sie dann ent-täuscht werden (siehe Finanzkrise, „Kampf dem Terror“, Bildungssystem, Politik, Top-Down Kultur …) – aber nach der Ent-täuschung wird wieder Sand gestreut und alle tun so, als wäre die Welt wieder in Ordnung: Es wird im Golf von Mexiko wieder nach Öl gebohrt (mit neuen Sicherheitsstandards, versteht sich), Banken dürfen wieder aus den vollen schöpfen (sie haben ja gelernt – ich möchte auch eine BadBank!), die Wirtschaft floriert wieder, es gibt bald keine Arbeitslosen mehr (glaub keiner Statistik, die du nicht selbst…) usw. usf.

Woran mag das liegen? Der Mensch bekommt alle Freiheiten dieser Welt und wünscht sich nichts mehr als gesagt zu bekommen was zu tun ist. Interessant.
Zurück zum Thema: Die Einführung einer dialogischen Kultur bedeutet ja nichts mehr (aber auch nicht weniger), als dass für diesen Prozess, den du als „inneren Prozess“ bezeichnest, der Raum geöffnet wird. Ob eine dialogische Kultur entsteht, das hängt zwar von den Rahmenbedingungen ab, die das Unternehmen bietet, ob die Mitarbeiter diesen jedoch nutzen, um innere Prozesse zu vollziehen, das hat viel mit Mut zu tun.
Und hier schließt sich der Kreis: Viele halten lieber am Alten, Bekannten fest – auch wenn es noch so schlimm ist – anstatt den Mut aufzubringen in eine ungewisse Zukunft zu gehen. Das erleben wir tagtäglich in unserer Arbeit, oder etwa nicht? Reformen sind das Maximale, was vorstellbar ist. Und wie die funktionieren, das kann man in den täglichen Nachrichten verfolgen (Bildungsreform, Gesundheitsreform… die üblich Verdächtigen!).

MB: Gut, Angst zu haben, altbewährtes aufzugeben, oder den Mut aufzubringen, sich in eine (scheinbar) ungewisse Zukunft zu begeben; findet doch auf einer Ebene statt, die bewusste Entschlüsse ausschließt. Ich kann mich bewusst zu etwas entschließen und dann u.U. ängstlich oder mutig darauf zugehen – entscheidend ist doch, dass ich mich bewegen WILL.

Aber damit ich mich bewegen wollen kann, muss ich doch eine Idee davon haben wohin – ein Anliegen, eine Vision – vielleicht auch Neugier, Interesse… Die Welt in „unserem kleinen Zentrum „war doch in Ordnung, das Anliegen kam von Außen und zwar mit aller Wucht—-die Menschen wurden bewegt und kamen wieder zum Stillstand… wurden wieder bewegt und kamen wieder (nanu) zum Stillstand…

Konnten sie denn überhaupt die Idee zu ihrem Anliegen machen, um sich selbst in Bewegung zu setzen?? Solange das nicht passiert ist, gab es Lippenbekenntnisse, Bremsmanöver etc.

Dialogische Kultur.
AR: Jetzt wollten wir den Prozess des letzten halben Jahres hier aufarbeiten und ich merke, wir schweifen ab in einen allgemeinen Dialog… auch schön, aber so kommen wir wieder weit weg von unserer Idee den Changeprozess hin zu einer dialogischen Kultur im Beratungszentrum zu beschreiben. Oder etwa nicht? Vielleicht zeigt dieses „Vorspiel“ ganz gut, wie schnell man von der dialogischen Kultur in Unternehmen zum Dialog im allgemeinen abschweift – sicherlich ein Phänomen, welches wir an anderer Stelle wieder aufgreifen können.

Meine Idee: Jetzt haben wir uns angenähert, „warm gemacht“ und sollten im nächsten Teil dazu kommen, den Changeprozess zu beleuchten. Was meinst du?
Weißt du noch womit alles angefangen hat? Damit können wir dann den Teil 2 starten!

MB: Für mich ein Beispiel dafür, wie umfassend das Thema „dialogische Kultur“ ist. Dadurch, dass wir eben nicht bloß in der Theorie damit umgegangen sind, werden unmittelbar die Widerstände, die Hürden sichtbar. Vor allem aber geht es eben nicht ohne die Menschen, die daran beteiligt sind.

Bei Neueinstieg in das Thema, um deren unmittelbaren Reaktionen. Eine Veränderung der Unternehmenskultur lässt sich nicht überstülpen, ausrufen. Als Begleiter dieses Prozesses brauche ich die Bereitschaft die Schritte wahrhaftig begleiten zu wollen, ohne die Vision aus den Augen zu verlieren.

Das ist die Kunst!!! Ein Verständnis für mein eigenes Tun, die Vision lebendig sein lassen, zur richtigen Zeit begleiten, aber auch Bewegung fordern.
In dem kurzen Austausch mit Dir ist mir noch einmal sehr deutlich geworden, dass die „dialogische Kultur“ kein Modell ist, nicht einfach anwendbar, sondern vielmehr ein Wechselspiel zwischen Unternehmensentwicklung und (ja, in der Tat) Persönlichkeitsentwicklung.

Um einer Persönlichkeitsentwicklung Raum zu geben, kann ich ein Milieu anbieten, z.B. im Team, das die Eigenverantwortung stärkt. Darf ein Mitarbeiter Eigenverantwortlich handeln stärkt das widerrum seine Identifikation zum Unternehmen.
An dieser Stelle ruft eine innere Stimme „EINSPRUCH“! Denn: nicht alle Mitarbeiter wollen Eigenverantwortlichkeit. Was ist zu tun? Wie mit den Mitarbeitern umzugehen, die „nur“ ihren Job machen wollen?

AR: Einspruch stattgegeben. Wir werden dieses Phänomen vielleicht schon im nächsten Teil beschreiben. Erfahrungen dazu haben wir ja einige sammeln können.

Resume:

Deutlich ist, dass sich der gesamte Prozess auf unterschiedlichen Ebenen abgespielt hat und abspielt. Diesmal ging es in erster Linie um die Frage der Haltung der beteiligten Menschen, um das Wechselspiel Unternehmensentwicklung – Persönlichkeitsentwicklung – im weitesten Sinne um die Freiheit im Denken und Handeln des Einzelnen.

Im nächsten Beitrag werden wir von unseren Erfahrungen der Umsetzung einer neuen Kultur im Fachbereich berichten und wie sich dieser Umbruch so nach und nach auf alle Fachbereiche ausgeweitet hat.

Wir melden uns wieder! –> culture change [part2/x]

educamp und die schwierigkeit des erfassens…

[Anmerkung zu meiner Veröffentlichung dieses Beitrages gestern. Außer der Überschrift („educamp hamburg: (soziales) netzwerken oder oldschool?“), habe ich alles so beibehalten. Nachdem ich meinen Beitrag gestern eingestellt hatte, hat es die Seitenleiste des Blogs „zerschossen“. Ein Zeichen? Bestimmt.

Denn seit meinem Besuch des Educamps in Hamburg gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich sie schwer (zusammen)fassen kann. Nachdem ich das technische Problem gelöst habe, bleibt das Inhaltliche. Kann ich den Beitrag so online stellen, oder nicht? Ich habe mich entschieden ihn online zu belassen und einen weiteren Beitrag zu schreiben.

Ich nehme das als meine erste Reflexion für ein sehr komplexes Thema beim Educamp: Bildung in Deutschland.]

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Zu Netzwerk aus der Wikipedia: „In der Ethnologie, der Soziologie und der Psychologie wurde der Begriff als „Soziales Netzwerk“ übernommen, in der Betriebswirtschaftslehre als „Netzwerkorganisation“. In der Systemtheorie wird mit „Netzwerk“ eine Menge von miteinander auf definierte Weise verbundenen, autonomen Objekten bezeichnet, die ein gesamtes System bilden.“

Die Old School wird in der Wikipedia durchaus positiv definiert (das tue ich in der Regel auch), wobei ich hier beim Thema mehr auf den Aspekt der alten, schon vorhandenen Lösungen (Glaubenssätze) fokussieren möchte, nicht zuletzt, weil es um Schule/Hochschule und Bildung geht. Old school im Wortsinne scheint mir da sehr passend! D.h. es wird versucht mit alten Lösungen (aus der old school), aktuellen Problemen zu begegnen. Nach dem Motto: Was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein. Kann so gemacht werden – aber bitte nicht verwundert sein, wenn es keine Lösungen bringt!

EduCamp Hamburg :: 5./6. Februar 2010.

Ankunft Freitagmorgen: Wie auf meinen vorherigen 3 EduCamps bin ich hoch erfreut über die spitzenmäßige Vorbereitung der Unkonferenz. Für alle und für alles ist gesorgt. Danke Hamburg! Schon in der Vorstellungsrunde wird klar, dass wieder ein bunter Mix an TeilnehmerInnen die beiden Tage mit interessantem Input versorgen wird. Viele sind zum ersten Mal auf einem EduCamp, SilverSurfer und Internet-3D-Welt Spezialisten bringen neue Themen ins Camp. Auf Nachfrage der Moderatoren, wer denn „dienstlich“ hier sei, gehen viele Hände in die Höhe. Das EduCamp scheint eine (Dienst)Reise wert geworden =)

Die angebotenen Sessions bieten einen bunten Strauß an Themen. Im 45 MInuten Takt eilen wissenshungrige Menschen von Session zu Session. Der hohe Energielevel ist zu spüren, hier geht was! Neben den Sessions wird natürlich auch informell in den Fluren über die Zukunft der Bildung diskutiert. Meine eigenen old school Glaubenssätze, z.B. über Wissenschaft werden auf den Prüfstand gestellt und werden neu gemixt – gut so! Am Ende des EduCamps „beschwerten“ 😉 sich einige TeilnehmerInnen, dass so viele interessante Themen parallel liefen und sie nicht die Möglichkeit hatten alles „aufzusaugen“ – Ich denke, wenn SchülerInnen und StudentInnen dieses Gefühl haben, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

[Informeller Session-Flow immer und überall. Danke an Alle! ]

Wer sich über die Sessions und die Diskussionen darüber im Vorfeld informieren möchte, der findet im Educamp Netzwerk einiges zum (Nach)Lesen. Ich möchte mich auf 4 besuchte Sessions beschränken, die mir einigen Input zum weiteren Netzwerken und meiner Arbeit geben konnten:

  1. „Informationsverarbeitung als Grundbedürfnis für ein modernes Menschenbild“ (Jean-Pol Martin). Ein Menschenbild zu haben ist auf jeden Fall sinnvoll 😉
  2. „Heuschreckenbasierte Bildungsrevolution“ von Basti Hirsch und Robert Hinsch. Brauchen wir private Investoren um das Bildungssystem zu verändern – New School?
  3. Cultural Hacking in der Hochschule. Dachte ich bislang „hacking“ wäre etwas für Programmierer „Freaks“, so konnte mir Torsten Meyer die Augen öffnen: Ich würde es kreative Kommunikation mit Elementen der Kunst nennen. Kunst und Kommunikation, eine schöne ART zu kommunizieren!
  4. Die Experten Diskussion mit der Frage: „Das Internet – ein Bildungsraum?“ Brauchen wir (Bildungs)Experten, die darüber entscheiden, ob das Internet ein Bildungsraum ist und somit in die offiziellen Bildungs-Charts aufgenommen wird?

Vor allem die Experten Diskussion hat im Netz einige Wellen geschlagen. Irgendwie fragte man sich (ich auch), ob diese Frage denn nun wirklich ernst gemeint sein kann. Barcamp, EduCamp und das Internet muss noch den wissenschaftlichen Stempel der „Bildungstauglichkeit“ bekommen? Das nenne ich old school – jedoch verstehe ich auch, dass unser Bildungssystem genau so funktioniert und schon immer funktioniert hat. Die Frage ist, ob wir diesen Weg auch weiterhin noch gehen wollen und wenn nicht, was haben wir für Alternativen?

Hier komme ich zum Thema Bildungspolitik und nehmen wir die Bildung weg, dann sind wir bei der Politik. Ich bin hier eher der „reboot-Typ“(Alles auf Anfang, Neustart), denn ähnlich wie in der Parteienpolitik, spätestens ab Bundesebene nur noch die Wiederwahl auf dem Wahlprogramm steht, so ist auch in der Bildungspolitik erkennbar, dass es um den Erhalt des bestehenden Systems geht und nicht darum, bestmögliche Veränderungen zu erzielen. Das bekommt dann noch den Stempel der Wissenschaft und fertig ist der beweisbare bestmögliche Weg.

An dieser Stelle möchte ich weg von der old school: Wissenschaftler verteidigen ihren Weg, die Gegner machen es mit ihrem genauso und fertig ist die Konfrontation. Das bringt niemanden weiter! Wer leidet darunter? Diejenigen, die dem Bildungsweg „ausgesetzt“ sind. Ich unterstelle mal, das dies keine der beiden Fraktionen möchte.

Warum ich der „reboot-Typ“ bin? Das ist an einem aktuellen Beispiel ganz einfach erklärt: Banken sind systemrelevant und werden mit jeder Menge Geld (was nicht vorhanden ist) unterstützt. Bildung scheint nicht systemrelevant, denn seit Jahrzehnten heißt es immer nur zu teuer, nicht bezahlbar (…).

An dieser Stelle frage ich mich, warum überhaupt noch geforscht wird, wenn klar ist, dass Veränderungen in der Bildung kein Geld kosten dürfen. Und hier bin ich wieder bei der Politik und im speziellen auf Bundesebene: Auch hier „dürfen“ die Politiker dann nur noch in den engen Grenzen der „Wiederwahlkompatibilität“ agieren, bringt das die Veränderungen, die wir brauchen?

Ist es in der Bildungspolitik nicht ganz ähnlich? Wird da dann nicht auch nur noch im „Bildungspolitischen Kompatibilitätsmodus“ geforscht? Wenn nicht, warum und wie ist es dann möglich, das z.B. sogenannte Versuchsschulen seit Jahrzehnten Preise bekommen („toll, wunderbar, das brauchen wir…“), aber nicht bundesweit umgesetzt werden? Zu teuer! Und wie war das noch gleich mit der Systemrelevanz? Genau!

DenkMal:

Das Educamp mit all den Nachwehen in Netz gibt mir vieles zu (Über)Denken. Auch ich bin teilweise old school, auch ich habe Netzwerken noch nicht wirklich verstanden. Eines ist mir sehr deutlich geworden: Wir brauchen Netzwerke mehr denn je, um von der old school ablassen zu können. Wir brauchen (noch) die old school, denn das ist unser Blick, den wir nur zu gerne wegschieben. Wir brauchen den Dialog! Es geht nicht um Gut oder Schlecht, es geht auch nicht um Richtig oder Falsch, es geht um UNSERE Zukunft!

Ich nehme mein Menschenbild (Die Welt, wie sie mir gefällt), suche die Brücke zwischen Bildungsrevolution und Experten(Wissen)schafft und versuche mit kreativer Kommunikation, sorry, Cultural Hacking ;-), von der old school zu neuen Ideen und Möglichkeiten zu switchen.

Wenn es darum geht Altes mit Neuem zu verbinden, Lösungen statt Rechthaberei zu generieren, dann bin ich dabei. Netzwerke(n) zu verstehen und dann vor allem auch zu leben, darum geht es mir!

Mein Fazit: Das EduCamp ist definitiv ein offenes Format und lädt zum Netzwerken ein. Die „old school“ steckt nur in unseren Köpfen (…).

Von Bloggern, netten Menschen und Benin…

Die letzte Woche vor unserem Start nach Benin war noch sehr aufregend und vollgepackt: Dienstag ein Lehrerworkshop in Köln und ab Mittwoch die re:publica in Berlin. Da ich noch einiges vorzubereiten habe und laut einigen Keynotspeakern das Web2.0 im Mainstream angekommen ist, muss ich dazu ja nichts mehr schreiben, oder?

Also meiner Erfahrung der letzten anderthalb Jahre nach, kann ich bestätigen, dass sich Blogs, Wikis, Socialnetworking und natürlich Twitter in der Gesellschaft so nach und nach ausbreiten, aber Mainstream? Richtig ist, dass die re:publica viele Menschen angezogen hat und dass auch medial auf vielen Kanälen darüber berichtet wurde.

Die „Blogger- und Web 2.0 Gemeinschaft“ hält Einzug in alle Bereiche unseres täglichen Lebens: Arbeit, Schule, Ausbildung, soziale Kontakte, Medien (…). Da liegt ein sehr großes Potenzial und die re:publica konnte dieses Potenzial mit dem super Programm darstellen! (Vielleicht nach Benin noch mehr dazu)

Neben der re:publica habe ich verschiedene Menschen getroffen, die unser Benin Projekt auf verschiedenen Ebenen unterstützen. Matthias Schellenberger von Sonafa hat mir einen Abend voller Bilder und Informationen zu Benin geschenkt, dass ich mich schon wie vor Ort gefühlt habe. Danke Matthias, diese Informationen Face2Face sind unersetzlich!

Sonafa bedeutet übrigens in der Sprache der Fon „Morgen wird es besser“ – ein schöner Gedanke, auch für uns!

Mit Ina Müller-Schmoß, die mit ihrem Team Blogpatenschaften übernimmt, habe ich darüber gesprochen wie wir eine (noch) größere Vernetzung herstellen können. Gerade auch bei den Menschen, die nicht permanent im Internet unterwegs sind und sich gut auskennen, aber etwas zu sagen haben, etwas sagen wollen. Sie hat uns angeboten Blogger aus Benin zu begleiten und ihnen einen Blog aufzusetzen und diesen entsprechend zu vernetzen.

Das bedeutet für uns eine wunderbare Kooperation, so können wir auch Menschen aus Benin, die sich im Netz nicht so gut auskennen, die Möglichkeit zum Bloggen geben – über die Blogpaten – eine super Idee, ein absoluter Mehrwert. Danke Ina!

Mit Anne Grabs und Jean-Pol Martin haben wir eine Lösung gefunden auch ohne Netzzugang in Afrika eine Möglichkeit des Live-Bloggens zu finden: Seien Sie neugierig, ab Morgen starten wir auf webenin. Ohne die Menschen, die uns von hier aus unterstützen wäre das Projekt in diesem Umfang gar nicht möglich.

Komme ich zurück auf den Mainstream, hier stimme ich voll und ganz zu: Durch die Tools und Möglichkeiten im Web 2.0 wird vieles möglich, was vorher unmöglich war – das erreicht den Mainstream, das finden Menschen gut, das motiviert sie zum Mitmachen.

Web 2.0 das Mitmach Internet!

Aktuelles zu Benin:

Wir landen in Cotonou der Hauptstadt und werden von der Familie Anani (Tim) vom Flughafen abgeholt. Dienstag oder Mittwoch treffen wir Dr. Mensah Wekenon Tokponto (der Name musste sein ;-), den Vorsitzenden von Sonafa. Wir werden dann die Schulen von Sonafa besuchen, das SOS Kinderdorf und anschließend in den Norden fahren. Wir haben vieles vorbereitet, jedoch reisen wir nicht in Europa und von daher kann auch vieles anders kommen – wir werden sehen und natürlich berichten!

Unser Equipment können wir wegen der Zollmodalitäten nicht komplett mitnehmen, da sonst entweder „Bargeldüberzeugungen“ geleistet werden müssten (wozu wir nicht bereit sind!), oder die Geräte im Zoll „verloren“ gehen. Wir haben die Zusage vom Konsulat, dass wir 6 Notebooks und Handys einführen dürfen. Die restlichen Spenden werden wir dann im Nachgang über andere Kanäle ins Land bringen, z.B. über SOS-Kinderdorf.

Die Rucksäcke sind gepackt (na gut, noch nicht ganz), alles soweit vorbereitet, jetzt kann es losgehen! Wir werden unsere Beiträge gesammelt auf dem webenin Blog posten und bei Twitter kann man uns mit dem Hashtag #WEbenin finden. Wir freuen uns über Kommentare, Retweets und dem bekannten „spread the word – spread the idea“. Übrigens, die aktuelle Spendenübersicht finden sie hier!

Das „WE“ im Internet, das „WE“ in der Welt – „WE is supporting Benin!“

Die Welt, wie sie mir gefällt Teil 2: Systemisch gesehen

Wir leben in einer Welt voller Systeme – wir leben in Systemen. Das Leben, systemisch gesehen, bedeutet alle Ereignisse und Gegebenheiten im systemischen Zusammenhang zu betrachten. Das Universum, die Planeten, alle Länder unserer Erde, Europa, Währungen, Politik, Gesellschaft, Unternehmen, Familien, der Freundeskreis, unser Körper… sie ahnen es schon: alles Systeme!

Den gesamten Zusammenhang aller Systeme zu berücksichtigen ist natürlich nicht möglich. Es gibt niemanden, der alle Systeme überschauen kann. Selbst wenn, so könnte dieser jemand nicht die Auswirkungen einer Handlung, auf alle Systeme in einem Leben beschreiben können. Alle Systeme in unsere Überlegungen mit einzubeziehen wäre übertrieben – sich die Systeme, in denen wir leben, genauer anzuschauen macht durchaus Sinn.

Um Ihnen „meine Welt“ besser verständlich zu machen, möchte ich Ihnen einige Personen und deren Arbeit vorstellen und zu den daraus folgenden Konsequenzen in meinem Weltbild kommen. Dies ist nur ein kurzer Ausflug in meine Welt und nicht ein wissenschaftlicher Text zu den beschriebenen Theorien! Wer möchte ist eingeladen, über die weiterführenden Links tiefer in meine Welt einzutauchen.

Ludwig von Bertalanffy führte Anfang der 1950er Jahre ein neues wissenschaftliches Paradigma ein. Er wollte weg von der isolierten Sichtweise der verschiedenen Wissenschaften. Denn wenn verschiedene Systeme sich beeinflussen, dann hat das auch Auswirkung auf die Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Nichts kann mehr als einzelnes Phänomen betrachtet werden. Alles ist irgendwie miteinander vernetzt und von daher entsteht eine sehr große Komplexität. Dieses neue Paradigma bedeutet, die Kontrolle über ein bestimmtes (Wissens-) Gebiet aufzugeben, und Kollaboration und Partizipation zuzulassen. Kontrolle aufgeben passt gut in mein Weltbild – Loslassen!

Die Kybernetik, etwa zur gleichen Zeit von Norbert Wiener eingeführt, beschäftigt sich als „übergeordnete“ Wissenschaft mit der Funktion komplexer Systeme. Es geht um Kommunikation, Steuerung (Navigation) und Feedback (Rückkopplung) eines Systems (Regelkreises). Ein typischer Regelkreis ist ein Thermostat, welches immer den gewünschten Ausgleich schafft. Um Ausgleich geht es auch in meinem Weltbild (wobei die Thermostate hier andere sind u.a. Ressourcen). Ich möchte gerne noch Heinz von Förster, Mitbegründer der Kybernetik, hinzunehmen. Als Physiker und Philosoph war er ein Meister im Auffinden unserer „Blinden Flecken“. „Wir sehen, dass wir nicht sehen“, oder „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“ – Das sind Aussagen, die Sie entweder abschrecken, oder Sie dazu animieren diesem Mann mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Blinde Flecken zu erkennen, immer wieder bewusst darüber sein, dass es weder DIE Wahrheit gibt, noch Richtig oder Falsch. Das passt: Zu der Welt, wie sie mir gefällt.

Niklas Luhmann stellt in seinem Modell die Gesellschaft als komplexes System von Kommunikation dar. Also stellt er nicht den Menschen, sondern die Kommunikation in den Vordergrund. Unter Kommunikation versteht er nicht nur Sprache, sondern auch symbolische Kommunikationsmedien wie Geld, Wahrheit, Liebe und Macht. Das lebendige System ist selbstreferentiell, d.h. es kann einen Bezug zu sich selbst – in seinem System – in Abgrenzung zur Umwelt herstellen. Die Systeme sind autopoietisch, sie erhalten und/oder erschaffen sich immer wieder neu. Der Sinn eines Systems muss vorhanden sein, damit es weiterhin bestehen kann. Vielleicht ist Luhmann deswegen momentan aktueller denn je. Das Zusammenspiel von Kommunikation, Reflexion, der Sinnfrage und der grenzenlosen Kreativität in der Autopoiesis… passt sehr gut, in die Welt, wie sie mir gefällt.

Als SystemCoach prägen mich natürlich auch die Ansätze verschiedener systemischer Schulen. Interessanterweise geht alles auf das neue Paradigma (s.o.) zurück, denn auch, wenn die Schulen verschiedene Ansätze verfolgen, so ist doch der übergreifende Aspekt immer zu erkennen! Die systemische Sicht „schaut“ über das Individuum hinaus, d.h. die verschiedenen Systeme (z.B. Beruf, Familie, Freunde…), in denen die Person lebt werden miteinbezogen. Dies hat nicht nur Entlastung beim Individuum zur Folge (der Druck lastet nicht auf einer Person, oder einer Handlung), sondern ermöglicht ein enormes Spektrum an Lösungsmöglichkeiten. Systemisch heißt auch lösungsorientiert denken und handeln. Es heißt die Ressourcen (im System) zu erkennen, sie hervorzuholen, sie zu nutzen. Kurz: Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der nicht nur nur das Individuum betrachtet, sondern den Ausgleich im System schafft. Ganz so, wie mir die Welt gefällt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich die Systemtheorie, mit ihren verschiedenen Facetten, in meinem Denken und Handeln leitet. Ermöglicht sie es mir über meinen Tellerrand hinaus zu blicken und mich als Teil des Ganzen zu sehen. Nicht mehr – aber auch nicht weniger! Was hat das nun für Konsequenzen, mag sich der ein, oder die andere fragen. Ist das Individuum nun wichtig, oder spielt es eigentlich gar keine so große Rolle, universell betrachtet?

Das möchte ich mit einem alten chinesischen Sprichwort beantworten:

„Die Kraft von Schmetterlingsschwingen

ist noch auf der anderen Seite des Erdballs zu spüren.“

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(Fortsetzung mit Teil 3 folgt)